dimanche 21 avril 2013

For a little while we will have to do without the contribution of our common friend, Hermann-Josef Venetz. Yesterday, he moved from Fribourg to Sankt Jodern, Wallis, his natal « homeland ». But again a little while and he'll be with us sharing his precious Sunday reflections. May the Walliserland be kind to him ! For this Sunday I venture to offer this to him and to his readers :

Méditation dominicale

 Pour un peu de temps, nous devrons nous passer du billet  de notre ami commun, Hermann-Josef Venetz. La raison : il déménage aujourd’hui depuis Fribourg jusqu’en Valais, sa région natale. Et j’espère que ses « ruminations » théologiques le long des sentiers valaisans nous reviendrons bientôt. 
 
Noch bist du da 

Wirf deine Angst 
in die Luft 

Bald 
ist deine Zeit um 
bald 
wächst der Himmel 
unter dem Gras 
fallen deine Träume 
ins Nirgends 

Noch 
duftet die Nelke 
singt die Drossel 
noch darfst du lieben 
Worte verschenken 
noch bist du da 

Sei was du bist 
Gib was du hast 

Autorin: Rose Ausländer

Pour aujourd’hui, j’ai repensé à la belle œuvre de bronze de Timothy Schmalz : Jésus SDF allongé sur un banc hébergé chez les Jésuites de Regis College à Toronto, publié hier vendredi. 
 

Ne serait-il pas plus chrétien et audacieux même, de révérer les clochards, les mendiants/mendiantes couchés sur nos bancs publics. Prier les autorités ecclésiastiques de nos Eglises de les accueillir, de les recueillir tels qu’ils/elles sont dans nos Eglises et nos temples et dans nos monastère et nos couvents ?  C’est vrai qu’ils ne sont pas en bronze, ils sont en chair et en os, ils ont faim … ils sont nus, malades, en prison, étrangers, demandeurs d’asile « récalcitrants peut-être »… la voix de Jésus, leur voix, nous arrive comme l’écho de ce qu’Il a vécu chez les siens en Palestine, et, très actuelle, de ce qu’il vit chez nous… Matthieu 25,31-46

samedi 13 avril 2013




Wenn du betest...

Wenn du betest, bete im Verborgenen. Geh in deine
Kammer und schließ die Tür; dann bete zu deinem
Gott. Mach nicht viele Worte. Gott weiß, was du
brauchst. Bete so:
Vater im Himmel.
Geheiligt sei dein Name.
Dein Reich komme.
Dein Wille geschehe.
Gib uns täglich, was wir nötig haben.
Vergib uns unsere Schuld,
wie auch wir denen verzeihen wollen, die an uns schuldig geworden sind.
Gib uns Kraft in der Versuchung.
Befreie uns vom Bösen.
Denn dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit in Ewigkeit. Amen. (nach Matthäus 6,6 –13)

Die Kammer, in die sich der Beter zurückziehen soll, ist die Vorratskammer. Sie hatte keine Fenster, war dunkel und man konnte sie abschließen. Kein besonders liturgischer Raum. Dafür roch es nach Öl und Wein, nach Arbeit und Leben, nach Freude und Dankbarkeit. Ganz zurückgezogen in diese Kammer kann ich zur himmlischen Mutter, zum himmlischen Vater beten. Das Gebet erträgt keine Zuschauer. In dieser Kammer habe ich Gott auch nichts vorzuweisen – außer dem, was er mir selber gibt. Mit leeren Händen stehe oder sitze ich da, ganz dem ausgeliefert, der ins Verborgene sieht. Wehrlos, machtlos und ganz unmittelbar
Hermann-Josef Venetz


samedi 6 avril 2013




Selbstverleugnung?


Jesus rief die Volksmenge und seine Jünger und  Jüngerinnen zu sich und sagte: Wer mir nachfolgen will, verleugne sich selbst, nehme sein Kreuz auf sich und folge mir nach. Denn wer sein Leben retten will, wird es verlieren; wer aber sein Leben um meinetwillen und um des Evangeliums willen verliert, wird es retten. Denn was nützt es dem Menschen, die ganze Welt zu gewinnen, dafür aber sein Leben einzubüßen? (Markus 8,34 –35)

Sich selbst verleugnen? Blicken wir auf Jesus, ging es ihm doch darum, Menschen zu befreien, sie zu sich selbst zu bringen, ihnen ihren Namen und ihre Geschichte zurückzugeben. Das Selbst, das diejenigen,  die Jesus nachfolgen, verleugnen sollen, ist jenes Selbst, das im Grunde sich selbst entfremdet ist, unfrei,  ja besessen – sei es von den eigenen ehrgeizigen Plänen und Ambitionen, sei es vom eigenen Karrieredenken auf dem Rücken anderer, sei es vom Besitz, der auf Kosten der Armen angehäuft wird.  Von diesem falschen Selbst sollen sich Jesu Jüngerinnen und Jünger verabschieden. Dann werden sie wahrhaft frei.
Auch das tägliche Kreuztragen sollte keinen selbstquälerischen Beigeschmack haben. Zum besseren Verständnis sollten wir Kreuztragen und Nachfolge miteinander verbinden. Jesus nachfolgen bedeutet, das Anliegen Jesu teilen, sein Anliegen zum eigenen machen. Menschen wie Jesus, Menschen, die so leben wie er, Gerechte, wie man sie auch nennt, werden ihre Umgebung immer verunsichern und herausfordern, sei es religiös oder gesellschaftlich oder politisch – was dann eben entsprechende Folgen nach sich ziehen kann. Die sehr hart klingenden Forderungen Jesu sind im Grunde genommen Einladungen zu größerer Freiheit, zu jener Freiheit, wie Jesus sie gelebt hat.

Hermann-Josef Venetz

samedi 30 mars 2013

 

Gott bin ich und kein Mann

So spricht der Ewige: Als Israel jung war, gewann ich es lieb und führte es als meinen Sohn aus Ägypten heraus. Aber sie liefen von mir weg. Immer wieder schickte ich Propheten zu ihnen, die sie zurückrufen sollten. Aber sie wollten nicht. Sie opferten lieber Göttern, die sie sich selbst gemacht haben, dem Baal und dem Mammon. Dabei habe ich sie doch gehen gelehrt, auf meinen Armen getragen und sie wie Säuglinge an meine Wangen gehoben. Mit Banden der Güte zog ich sie an mich. Aber sie erkannten nicht, wie innig ich sie liebte, wie sehr ich mich um sie kümmerte. Sie wandten sich ab und riefen zu Baal. Als ob dieser ihnen helfen könnte! Mein Volk ist mir untreu geworden.
Und doch: Wie könnte ich dich, Israel, im Stich lassen? Wie könnte ich dich vernichten? Schon der Gedanke daran bricht mir das Herz und ich empfinde tiefstes Mitleid mit dir. Denn ich bin Gott und kein Mann. Ich, der Heilige, komme um dich zu retten. Und eines Tages wirst du mir nachfolgen und ich werde dich zurück in deine Heimat führen.
(nach Hosea 11,1 –7)

Gott liegt mit sich selbst im Streit. Wehmütig und enttäuscht zählt er all das auf, was er für sein Volk getan hat: Er hat es lieb gewonnen, hat es aus dem Sklavenhaus befreit, hat es auf Armen getragen und sich um es gekümmert, aber es wandte sich von ihm ab und wollte nichts von ihm wissen. Sollte er nicht Gleiches mit Gleichem vergelten? Sollte er es nicht im Stich lassen? Sollte er seinem berechtigen Zorn nicht freien Lauf lassen?
Er kann es nicht. Es würde ihm das Herz brechen. Es würde ihm aber auch gar nicht entsprechen. Rache, Vergeltung, Zorn – das alles ist Männersache. Gott ist anders.

Hermann-Josef Venetz

samedi 23 mars 2013


Wiederkehr der Religion?

 Diese Frage wird in letzter Zeit oft und heiss diskutiert. Die einen freuen sich, andere ängstigen sich, den meisten ist es egal.

Der Begriff »Religion« ist mehrdeutig, wie denn auch ihr Bezugspunkt, »Gott«, mehrdeutig ist.

Mit »Gott« verband und verbindet sich seit jeher Allmacht und Stärke und Überlegenheit. Wenn Gott nicht Wunder wirken und das Böse nicht aus der Welt schaffen kann – wozu sollte er denn gut sein?

Wer einen solchen »Gott« verehrt, wird auch wie dieser mächtig, stark und anderen überlegen sein wollen. Der Konkurrenzkampf unter den Menschen verschärft sich. Auf der Strecke bleiben einmal mehr die Schwachen, die Nichtsnutze.

Wenn »Religion« diesen »Gott« meint, dann möchte ich nicht, dass sie wiederkehrt.

Die Bibel spricht von einem ganz anderen Gott.  Nicht als Allmächtiger, Starker und Überlegener stellt er sich vor, sondern als Jener, dem das Elend seines Volkes in ägyptischer Knechtschaft zu Herzen geht, der sich berühren lässt, der mit-leidet, der Partei ergreift für die Gequälten, für die Unterdrückten. Ein liebender Gott ist er und darum auch verletzlich und ohnmächtig. Ein Gott, der die Menschen um Hilfe bittet: Und jetzt geh! – sagt er zu Mose, führe mein Volk aus Ägypten heraus!... Ich werde mit dir sein. (Exodus 3,1-12)

Wenn »Religion« diesen Gott meint, dann sehne ich mich danach – und möchte mein Bestes geben.

Hermann-Josef Venetz

samedi 16 mars 2013

Erinnerung an eine grosse Vergangenheit




Jesus hat nicht einen Fan-Club gegründet. Er hat Männer und Frauen in Pflicht genommen, die er an seinem Auftrag und an seinem Charisma teilnehmen liess. Sie sollten wie er das Kommen Gottes ankünden d.h. Menschen von allen möglichen Zwängen und Ängsten befreien, Kranke heilen und den Abgeschriebenen ihre Geschichte, ihre Sprache und ihren Namen zurückgeben. Wir kennen eine ganze Anzahl dieser Beauftragten mit Namen: Simon, Maria von Magdala, Andreas, Susanna, Johannes und viele andere mehr (Lukas 8,1-3). 
In einem besonderen Berufungsakt bestellte Jesus aus dieser Schar zwölf Männer. Im Neuen Testament heissen sie einfach die Zwölf. Ihr Auftrag unterschied sich kaum von dem der genannten Frauen und Männer. Ihre Bedeutung bestand in der symbolischen Kraft ihrer Erwählung: Sie sollten das Zwölf-Stämme-Volk Israel repräsentieren, ging es doch Jesus vordringlich darum, das ganze Volk Israel zu sammeln.
Die Zwölf sollten also nicht nur an Israel, sondern ausdrücklich an das Zwölf-Stämme-Volk erinnern. Es war zugleich die Erinnerung an eine grosse Vergangenheit, d.h. an eine Zeit, in der Israel (noch) nicht von Königen und Tempelpriestern regiert wurde, sondern selbst ein Königreich von Priestern und ein heiliges Volk war. So teilte es Gott dem Mose am Sinai mit (Exodus 19,6). Es war die Zeit, in der das Wort im Umlauf war, das wir bei Seherinnen und Propheten finden: „Gott ist König“ – Er allein (Psalm 47,8).
Wie ernst es Jesus bei dieser Erinnerung an die grosse Vergangenheit war, zeigen die Weisungen, die er den von ihm beauftragten Männern und Frauen mit auf den Weg gab:
Ihr wißt: die Herrscher der Völker unterdrücken ihre Leute und lassen sie ihre Macht spüren und kommen sich besser vor als andere. Bei euch soll es nicht so sein... (Markus 10,42f)
Die Erwählung der Zwölf als Erinnerung an die grosse Vergangenheit Israels eignet sich so weder für die Begründung eines wie immer gearteten Patriarchats noch für die Begründung einer wie immer gestalteten Hierarchie. Im Gegenteil: Alle sind zu Priesterinnen und Königen bestimmt. Das Neue Testament scheut sich nicht, wiederholt auf diesem Zuspruch zu insistieren, der ausnahmslos allen Christus-Gläubigen gilt:
Ihr seid ein auserwähltes Geschlecht, eine königliche Priesterschaft, ein heiliger Stamm, ein Volk, das Gottes besonderes Eigentum wurde... (1. Petrusbrief 2,9; Offenbarung 1,6)
Was Kirche Jesu Christi sein will, hat sich auch an diesem Zuspruch zu messen.
Nur  schade, dass man(n) davon nicht so gern spricht.
 Hermann-Josef Venetz

samedi 9 mars 2013





Die Vision des Menschensohns (Dan 7)
Eine der eindrücklichsten Visionen, die uns das Buch Daniel schildert, ist die des Menschensohns. Das Volk der Juden befand sich in einer sehr schlimmen Lage – es war die Zeit der Verfolgung durch Alexander IV. Epiphanes (175-164 v. Chr.). Die Geschichte Gottes mit seinem Volk schien zu Ende zu gehen. Und doch gab der Seher Daniel seine Hoffnung nicht auf. Was seine Glaubensbrüder und –schwestern bereits alles erlebt hatten, erschien ihm in Gestalt von vier schrecklichen Tieren, die eines nach dem anderen aus dem Meer, dem Ort des Unheils gekommen waren. Die vier Tiere waren Sinnbilder der menschenverachtenden Regime, unter denen die Frommen zu leiden hatten: das babylonische, das medische, das persische Reich und das des Alexanders des Grossen. Im weiteren Verlauf der Vision hält Gott über diese Reiche Gericht. Denn wenn Gott zu seinem Wort steht – und darüber durfte es keinen Zweifel geben – dann wird er diese Reiche in die Ecke stellen und so sein Volk erretten.
Im nächsten Akt sah Daniel in seiner Vision eine lichte Gestalt vom Himmel her kommen wie ein Menschensohn. Ihm wurden Herrschaft, Würde und Königtum gegeben; alle Völker, Nationen und Sprachen sollten ihm dienen… (vgl. Dan 7,13-14)
So viel dürfte klar sein: So wie die vier Tiere aus dem Meer vier Reiche versinnbildlichten, so geht es auch bei ihrem Gegenüber, dem Menschensohn, zuerst einmal um ein Reich. Im Unterschied zu den grossen Tieren aus dem dunklen Meer handelt es sich jetzt um eine lichte, menschliche Gestalt, als Zeichen eines lichten, menschlichen Umgangs der Menschen miteinander. Der Menschensohn also als Zeichen für die Treue und Menschenfreundlichkeit Gottes, der das Dunkle und Menschenverachtende überwinden und dem Hellen, der Menschenwürde zum Sieg verhelfen wird.
Als fast 200 Jahre später Jesus in Galiläa auftrat, erinnerten sich seine Jüngerinnen und Jünger an Daniels Vision. Sie sahen in Jesus jenen Menschensohn, der inmitten einer Welt von Gewalt und Hass ein ganz anderes „Regime“, nämlich das Reich Gottes ankündigte und praktizierte.
Hermann-Josef Venetz