samedi 31 décembre 2011


Weihnachtliche Widersprüche (aus Lukas 2)

Die Botschaft ist unerhört, darum treten Scharen von Engeln auf: In der Stadt Davids ist heute der Retter ist geboren, der Messias, der Herr. Diese Titel waren damals ausschliesslich dem Kaiser in Rom vorbehalten.

Rom. Hier kam alles zusammen, was Rang und Namen hatte.

Aber nicht Leuten von Rang und Namen wird die Botschaft von der Geburt des Retters ausgerichtet, sondern Hirten, schrägen Gestalten.

Diese machen sich auf und gehen – nach Betlehem.

Betlehem. Vor längst vergangenen Tagen wurde Samuel von Gott nach Betlehem geschickt, um einen der Söhne Isais zum König zu salben. Noch nie hat man vorher gehört, dass dieses Dorf oder diese Familie irgendeine Bedeutung hätten. Aber Samuel geht und lässt sich die Söhne vorstellen, einer imponierender als der andere. Aber keiner von ihnen sollte es sein. Gott schaut nicht auf das Aussehen, sagte die Stimme. Das Herz ist wichtig.

Schliesslich war kein Sohn mehr da – ausser David, der Jüngste, der noch gar nicht so recht zählte und auf dem Feld die Schafe hütete. Kaum betrat der Junge das Haus, sagte die Stimme Gottes zu Samuel: Er ist es! Salbe ihn!

Wer sich für Betlehem entscheidet, entscheidet sich für das Unscheinbare, für das Kleine, für das, was nicht zählt...,

... das aber durchaus für eine Überraschung gut sein könnte.

Hermann-Josef Venetz


Geburt einen neuen WELT

Ich teile sehr gerne mit ihnen diesen schönen Wunsch meiner Freundin (cm)



« Es geht sicher besser ins neue Jahr



...wird die welt wohl nicht untergehen. und sie ist besser, weil es euch gibt. finde ich.

allerherzlichste grüsse und wünsche zum jahr 2012! »

Dorothee


Weihnachtliche Widersprüche (aus Lukas 2)

Die Botschaft ist unerhört, darum treten Scharen von Engeln auf: In der Stadt Davids ist heute der Retter ist geboren, der Messias, der Herr. Diese Titel waren damals ausschliesslich dem Kaiser in Rom vorbehalten.

Rom. Hier kam alles zusammen, was Rang und Namen hatte.

Aber nicht Leuten von Rang und Namen wird die Botschaft von der Geburt des Retters ausgerichtet, sondern Hirten, schrägen Gestalten.

Diese machen sich auf und gehen – nach Betlehem.

Betlehem. Vor längst vergangenen Tagen wurde Samuel von Gott nach Betlehem geschickt, um einen der Söhne Isais zum König zu salben. Noch nie hat man vorher gehört, dass dieses Dorf oder diese Familie irgendeine Bedeutung hätten. Aber Samuel geht und lässt sich die Söhne vorstellen, einer imponierender als der andere. Aber keiner von ihnen sollte es sein. Gott schaut nicht auf das Aussehen, sagte die Stimme. Das Herz ist wichtig.

Schliesslich war kein Sohn mehr da – ausser David, der Jüngste, der noch gar nicht so recht zählte und auf dem Feld die Schafe hütete. Kaum betrat der Junge das Haus, sagte die Stimme Gottes zu Samuel: Er ist es! Salbe ihn!

Wer sich für Betlehem entscheidet, entscheidet sich für das Unscheinbare, für das Kleine, für das, was nicht zählt...,

... das aber durchaus für eine Überraschung gut sein könnte.

Hermann-Josef Venetz


samedi 17 décembre 2011

»…denn sie fanden keine Unterkunft« (Lukas 2,7)

Als wir als Kinder damals zu Hause oder in der Schule die Weihnachtsgeschichte als Theater oder Singspiel aufführten, wurde dieser kleine Nebensatz zur spannendsten Sequenz des gesamten Krippenspiels. Das »heilige Paar«, fremd in jener Gegend, die junge Frau kurz vor der Niederkunft, ging von Haus zu Haus, von Tür zu Tür, klopfte zaghaft an, bat mit zitternder Stimme um Unterkunft, und jedes Mal kam die gleiche schroffe, bestimmte, abweisende Antwort: »Kein Platz! Geht anderswo hin!«

Dabei ging es ja nicht um die Abweisung des Christkinds oder des Sohnes Gottes – sonst hätte man sich die Sache noch einmal überlegen können. Es ging um die Abweisung von Fremden. Und Fremde – das weiss man doch – sind Schmarotzer, unterhöhlen das mühsam aufgebaute Sozialsystem und immer haftet an ihnen etwas Kriminelles. Das war damals nicht anders als heute.

Das wussten auch die Propheten, das wusste auch die Gesetzgebung im Alten Testament. Kaum eine andere Menschengruppe wurde so eindringlich der Fürsorge der Mitbürgerinnen und Mitbürger anvertraut wie die Fremden – zusammen mit den Witwen und Waisen. Und daran hielt sich auch der Mann aus Nazaret, dem gerade diese Menschen besonders ans Herz gewachsen waren, so dass er sich sogar – zum Ärger der »besseren Leute« – zu ihnen an den Tisch setzte. Ja noch mehr: Er identifizierte sich ausgerechnet und ausdrücklich mit ihnen: Ich war fremd, und ihr habt mich nicht aufgenommen...; und: Was ihr den Fremden nicht getan habt, das habt ihr auch mir nicht getan.

Grosse Nachhaltigkeit haben weder die Aufrufe der Propheten noch die alttestamentlichen Weisungen, weder der Prophet Jesus noch unsere beliebten Krippenspiele. Die Ausschaffungsinitiative und die Opposition gegen Asylunterkünfte in unseren Gemeinden wissen davon ein Lied zu singen. Ein trauriges Lied.

Hermann-Josef Venetz


samedi 10 décembre 2011

Gesandt, den Armen die Frohbotschaft zu bringen

Gesandt, den Armen die Frohbotschaft zu bringen

Lukas 4,18

Es mag wohl stimmen, was uns die Evangelien auch berichten: dass Jesus beim reichen Oberzöllner Zachäus zu Gast war, dass die wohlhabende Familie des Lazarus zu seinem Freundeskreis zählte, dass er sich mit teurer Narde salben liess... Das bedeutet aber nicht, dass er der damaligen sozialen und politischen Situation gleichgültig oder blauäugig gegenüberstand.

Jesus wusste sich an allererster Stelle zur verarmten Bevölkerung gesandt. Von der Sendung, den Armen die gute Nachricht zu bringen (vgl. Jes 61,1; Lk 4,18), war auch seine Wahrnehmung geschärft: er sah den arbeitslosen Mann mit der gelähmten Hand, er sah die gekrümmte Frau, er hörte die Schreie des blinden Bartimäus, er spürte, als die Frau, die seit zwölf Jahren an Blutungen litt, den Saum seines Kleides berührte...

In seiner Sendung zu den Armen sah sich Jesus getragen vom Gott Israels, der das Elend seines Volkes in Ägypten gesehen und ihre Klagen über die Unterdrücker gehört hat und nicht mehr an sich halten konnte (vgl. Ex 3,3). Durch die Weisungen und die Propheten erwies er sich immer wieder als Gott der Witwen und Waisen, als Gott der Verschuldeten und Verfolgten, als Gott der armen Leute. Nicht weil diese moralisch besser wären als die Wohlhabenden, sondern weil sein Herz an erster Stelle für sie schlug.

Die vorrangige Option für die Armen wäre eigentlich das herausragende Kennzeichen derer, die sich zum Messias Jesus bekennen.

Hermann-Josef Venetz

samedi 3 décembre 2011


Der Weinberg des Liebsten
(Jesaia 5)

Das so genannte Alte Testament – so sagt man – rede von einem Gott, der nachtragend sei, nach Rache sinne und die Menschen bestrafe. Das Neue Testament verkünde demgegenüber den liebenden Gott. Im Alten Testament ­ so sagt man – hätten die Menschen nach Aug um Aug, Zahn um Zahn gelebt. Im Neuen Testament heisse es dafür: Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst.

Zur Erinnerung: Das Gebot Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst steht haargenau so im Alten Testament. Pharisäische Gelehrte zur Zeit Jesu konnten alle Gebote und Verbote in dem einen Gebot der Gottes- und Nächstenliebe zusammenfassen.

Dass Gott selbst Liebe ist, ist nicht eine neutestamentliche Erfindung. Im Lied, das Jesaja seinem Liebsten (Gott) singt, vergleicht er die Liebe Gottes zu seinem Volk mit der Zärtlichkeit, mit der der Winzer den Weinberg umgräbt, ihn entsteint, gute Reben anpflanzt; wie er einen Turm baut, eine Kelter aushebt und wie er auf süsse Trauben hofft. Und er beschreibt auch die enttäuschte Liebe, wenn der mit so viel Zärtlichkeit gehegte Weinberg nur ein paar saure Beeren hervorbringt...

Das Alte Testament war die Bibel des Jesus von Nazaret. Nicht zuletzt weil er in ihr immer wieder gelesen und mit ihr gebetet und gelebt hat, konnte er so überzeugend und leidenschaftlich von Gott wie von einem liebenden Vater oder einer zärtlichen Mutter reden.

Hermann-Josef Venetz

samedi 26 novembre 2011

Die Sonne scheint uns

Der die Sonne aufgehen lässt über Gute und Böse

Das Bedürfnis nach Gerechtigkeit ist sehr tief im Menschen verankert. Die Guten sollen belohnt und die Bösen bestraft werden. Das verlangt unser Rechtssystem. Das verlangt auch die so genannte internationale Gemeinschaft: nach den Terroranschlägen in New York und Washington mussten die USA etwas unternehmen – das war für alle Kommentatoren klar.
Nach unserer Bibel und unserer Glaubenstradition scheint auch Gott an diesem Prinzip nicht vorbei zu kommen. Allerdings dringen da auch andere Vorstellungen und Meinungen durch. In einer jüdischen Erzählung wird die Frage gestellt, wie es denn sein werde, wenn David und Goliath vor dem Angesicht des Ewigen erscheinen werden. Die Antwort des Weisen: Sache Gottes ist es nicht, zu belohnen oder zu bestrafen; Sache Gottes ist es, die beiden miteinander zu versöhnen.
In der Bergpredigt, wie sie der Evangelist Matthäus überliefert, steht im Zusammenhang der prophetisch-provokativen Aufforderung, die Feinde zu lieben, das Wort vom Vater im Himmel, der die Sonne aufgehen lässt über Gute und Böse, und der es regnen lässt über Gerechte und Ungerechte. (Matthäus 5,45)

Freie, erwachsene Menschen bedürfen weder der Bedrohung durch Strafe noch der Lockung durch Belohnung. Was sie brauchen ist die Freiheit zur Liebe.
Hermann-Josef Venetz

Murrt nicht!


Murrt nicht!

In der Bibel wird so oft gemurrt, dass »murren« geradezu ein theologischer Fachausdruck geworden ist.
Wann murren die Menschen? Sie murren, wenn sie sich in der Wüste an die Fleischtöpfe in
Ägypten erinnern, die ihnen jetzt nicht zur Verfügung stehen. Sie murren, wenn sie Durst haben, den sie nicht sofort stillen können. Sie murren, wenn die Kundschafter das Land, in das sie ziehen wollen, nicht so schildern, wie sie es gerne hätten.
Im Neuen Testament setzt sich das Murren fort. Die Leute murren, wenn Jesus mit Sünderinnen und Zöllnern zu Tische liegt. Sie murren, wenn sich Jesus vom Oberzöllner Zachäus einladen lässt. Sie murren, wenn Jesus von sich sagt, er sei das Brot. Selbst seine Jünger und Jüngerinnen murren; ihnen ist seine Rede zu hart.
Menschen murren, wenn Gott sich nicht so verhält, wie sie es von ihm erwarten.
Was würde geschehen, wenn Gott dem Murren der Menschen nachgäbe? Sie wären sehr arm dran: sie hätten es nicht mehr mit einem unbegreiflich liebenden Gott zu tun, sondern mit einem Gott ihrer eigenen Vorstellungen, d.h. mit einem kleinen Potentaten ihres eigenen Kalibers.
Gott geht auf das Murren der Menschen nicht ein. Das ist gut so. Das bedeutet nämlich, dass Gott sich selber treu bleibt und dass er nicht bereit ist, sich auf unsere Ränkespiele einzulassen.

Hermann-Josef Venetz

vendredi 25 novembre 2011

Das andere Bürgerrecht

Das andere Bürgerrecht


In den 50-er Jahren des ersten Jahrhunderts gründete Paulus in der römischen Militärkolonie Philippi, einer Stadt in Griechenland, eine christliche Gemeinde. Wenig später musste er feststellen, dass es dort nicht anders zu und her ging als in der Stadt. Die Mechanismen, die das Zusammenleben beherrschten, waren die gleichen: der Kampf um Posten und Pöstchen, um Ämter und Ämtchen gingen Hand in Hand mit Vetternwirtschaft, Rücksichtslosigkeit, Ehrgeiz, Neid und Argwohn …

So funktionierte damals das römische Bürgerrecht. Es war voll und ganz dem Kaiser verpflichtet. Es war ein Bürgerrecht, das Karriere, Vorwärtskommen, Ansehen und vor allem den Profit in den Vordergrund stellte. Es war das Bürgerrecht der Nutzniesser und der Privilegierten.

Paulus musste die Christinnen und Christen in Philippi an ihr eigenes, neues Bürgerrecht erinnern, an ihr Bürgerrecht »in den Himmeln«, wie er es in seinem Brief an die christliche Gemeinde nennt (Philipperbrief 3,20). Das ist weder phantastisch noch naiv noch ein Bürgerrecht nur für die Zukunft oder fürs Jenseits. Das Bürgerrecht des »Reiches Gottes«, wie man auch sagen könnte, ermächtigt jetzt schon zu einem furchtlosen Eintreten für die Würde aller Menschen, besonders derjenigen, die am ehesten in Vergessenheit geraten und vernachlässigt werden: die Untüchtigen, die Zurückgebliebenen, die Verschuldeten.

Das griechische Wort für »Bürgerrecht« heisst politeuma. Das hat etwas mit Politik zu tun. Hermann Josef Venetz