vendredi 13 mai 2016

Seid heilig!

Anne Frank


Der Ewige sprach zu Mose:
Richte der ganzen Gemeinde der Israeliten aus, was ich ihr zu sagen habe: Ihr sollt heilig sein; denn ich, der Ewige, euer Gott, bin heilig …
Wenn ihr die Ernte eures Landes einbringt, sollt ihr euer Feld nicht bis zum äußersten Rand abernten und keine Nachlese halten. Auch in deinem Weinberge sollst du keine Nachlese halten und die heruntergefallenen Beeren nicht aufheben. Lasst etwas übrig für die Armen und für die Fremden bei euch.
Ich bin der Ewige, euer Gott!» (nach Leviticus 19,9-10)
Der Anspruch Gottes an diejenigen, die er erwählt, ist gewaltig: sie sollen heilig sein, wie er heilig ist. Heilig ist nach dem Verständnis der Bibel nur Gott. Wenn wir von Gott sagen, er sei heilig, dann meinen wir damit sein ureigenes Geheimnis. Gewiss sagen wir auch von Menschen oder von Orten oder von Ereignissen, dass sie heilig seien, aber nur deshalb, weil sie in engster Verbindung mit Gott stehen und so an seinem Geheimnis teilhaben. Es gibt Menschen und Orte und Ereignisse, die das Geheimnis Gottes sichtbar machen oder wenigstens ahnen lassen. Unser Text macht ganz konkret deutlich, wie Menschen das Geheimnis Gottes zur Erfahrung bringen: Sie ernten ihr Feld nicht bis zum äußersten Rand ab, sondern lassen etwas für die Armen und Fremden übrig.
Hermann-Josef Venetz


vendredi 6 mai 2016

Liebe fordert keinen Beweis




 Pharisäer kamen zu Jesus und begannen mit ihm zu streiten. Sie wollten ihn auf die Probe stellen und verlangten von ihm ein Zeichen vom Himmel. Das sollte als Beweis dafür dienen, dass er wirklich von Gott beauftragt sei. Jesus seufzte und sagte: Wieso fordert diese Generation ein Zeichen? Amen. Ich versichere euch: Dieser Generation wird nie und nimmer ein Zeichen gegeben. Und er ließ sie stehen, stieg wieder ins Boot und fuhr ans andere Seeufer (nach Markus 8,11 –13).
Wenn in einer Liebesbeziehung der Partner von seiner Partnerin einen Beweis oder ein deutliches Zeichen ihrer Liebe verlangt, ist das als sicheres Zeichen dafür anzusehen, dass seine Liebe am Erlöschen ist. Warum? Wer von seiner Partnerin einen Liebesbeweis verlangt, setzt sie unter Druck; und das ist alles andere als ein Ausdruck der Liebe. Und die Partnerin – sie steht ohnmächtig da. Denn jeder Beweis kann vom Partner in Zweifel gezogen und zunichte gemacht werden.
Auch in unserer Erzählung steht Jesus ohnmächtig da. Er kann Wunder wirken – so große und so viele er will: Leute, die nicht glauben, die kein Vertrauen haben, lassen sich davon nicht beeindrucken und werden sagen: Er steht mit dem Teufel im Bund. Nicht weil Jesus die Leute wegen ihres Unglaubens bestrafen will, geht er auf die Zeichenforderung nicht ein. Jesus will nicht Wunderwirker sondern Liebender sein. Das ist etwas ganz anderes. Als Liebender will und kann er keinen Druck ausüben; denn wo Druck ausgeübt wird, kann Liebe nicht gedeihen. Und das beruht auf Gegenseitigkeit.
Wir wollen auch Gott nicht unter Druck setzen und von ihm Wunder verlangen; das wäre lieblos. Umgekehrt wird Gott auch uns nie unter Druck setzen. Er weiß wie wir: Liebe ist nur möglich, wo Freiheit ist.
Hermann-Josef Venetz