samedi 16 mars 2013

Erinnerung an eine grosse Vergangenheit




Jesus hat nicht einen Fan-Club gegründet. Er hat Männer und Frauen in Pflicht genommen, die er an seinem Auftrag und an seinem Charisma teilnehmen liess. Sie sollten wie er das Kommen Gottes ankünden d.h. Menschen von allen möglichen Zwängen und Ängsten befreien, Kranke heilen und den Abgeschriebenen ihre Geschichte, ihre Sprache und ihren Namen zurückgeben. Wir kennen eine ganze Anzahl dieser Beauftragten mit Namen: Simon, Maria von Magdala, Andreas, Susanna, Johannes und viele andere mehr (Lukas 8,1-3). 
In einem besonderen Berufungsakt bestellte Jesus aus dieser Schar zwölf Männer. Im Neuen Testament heissen sie einfach die Zwölf. Ihr Auftrag unterschied sich kaum von dem der genannten Frauen und Männer. Ihre Bedeutung bestand in der symbolischen Kraft ihrer Erwählung: Sie sollten das Zwölf-Stämme-Volk Israel repräsentieren, ging es doch Jesus vordringlich darum, das ganze Volk Israel zu sammeln.
Die Zwölf sollten also nicht nur an Israel, sondern ausdrücklich an das Zwölf-Stämme-Volk erinnern. Es war zugleich die Erinnerung an eine grosse Vergangenheit, d.h. an eine Zeit, in der Israel (noch) nicht von Königen und Tempelpriestern regiert wurde, sondern selbst ein Königreich von Priestern und ein heiliges Volk war. So teilte es Gott dem Mose am Sinai mit (Exodus 19,6). Es war die Zeit, in der das Wort im Umlauf war, das wir bei Seherinnen und Propheten finden: „Gott ist König“ – Er allein (Psalm 47,8).
Wie ernst es Jesus bei dieser Erinnerung an die grosse Vergangenheit war, zeigen die Weisungen, die er den von ihm beauftragten Männern und Frauen mit auf den Weg gab:
Ihr wißt: die Herrscher der Völker unterdrücken ihre Leute und lassen sie ihre Macht spüren und kommen sich besser vor als andere. Bei euch soll es nicht so sein... (Markus 10,42f)
Die Erwählung der Zwölf als Erinnerung an die grosse Vergangenheit Israels eignet sich so weder für die Begründung eines wie immer gearteten Patriarchats noch für die Begründung einer wie immer gestalteten Hierarchie. Im Gegenteil: Alle sind zu Priesterinnen und Königen bestimmt. Das Neue Testament scheut sich nicht, wiederholt auf diesem Zuspruch zu insistieren, der ausnahmslos allen Christus-Gläubigen gilt:
Ihr seid ein auserwähltes Geschlecht, eine königliche Priesterschaft, ein heiliger Stamm, ein Volk, das Gottes besonderes Eigentum wurde... (1. Petrusbrief 2,9; Offenbarung 1,6)
Was Kirche Jesu Christi sein will, hat sich auch an diesem Zuspruch zu messen.
Nur  schade, dass man(n) davon nicht so gern spricht.
 Hermann-Josef Venetz

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