Wenn
in einer Liebesbeziehung der Partner von seiner Partnerin einen
Beweis oder ein deutliches Zeichen ihrer Liebe verlangt, ist das als
sicheres Zeichen dafür anzusehen, dass seine Liebe am Erlöschen
ist. Warum? Wer von seiner Partnerin einen Liebesbeweis verlangt,
setzt sie unter Druck; und das ist alles andere als ein Ausdruck der
Liebe. Und die Partnerin – sie steht ohnmächtig da. Denn jeder
Beweis kann vom Partner in Zweifel gezogen und zunichte gemacht
werden.
Auch
in unserer Erzählung steht Jesus ohnmächtig da. Er kann Wunder
wirken – so große und so viele er will: Leute, die nicht glauben,
die kein Vertrauen haben, lassen sich davon nicht beeindrucken und
werden sagen: Er steht mit dem Teufel im Bund. Nicht weil Jesus die
Leute wegen ihres Unglaubens bestrafen will, geht er auf die
Zeichenforderung nicht ein. Jesus will nicht Wunderwirker sondern
Liebender sein. Das ist etwas ganz anderes. Als Liebender will und
kann er keinen Druck ausüben; denn wo Druck ausgeübt wird, kann
Liebe nicht gedeihen. Und das beruht auf Gegenseitigkeit.
Wir
wollen auch Gott nicht unter Druck setzen und von ihm Wunder
verlangen; das wäre lieblos. Umgekehrt wird Gott auch uns nie unter
Druck setzen. Er weiß wie wir: Liebe ist nur möglich, wo Freiheit
ist.
Hermann-Josef
Venetz
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