samedi 30 août 2014

Kein Pardon?

Der Artikel, in dem ein christlicher Politiker für ein NEIN zur Ausschaffungsinitiative warb, trägt den Titel »Kein Pardon für kriminelle Ausländer«. Damit wollte er den Befürwortern der Initiative den Wind aus den Segeln nehmen: Als Gegner der Initiative könnte er ihr durchaus beipflichten, wenn es nur darum ginge, »kriminelle Ausländer« auszuschaffen; diese verdienten nämlich in der Tat »kein Pardon«.

Ungefähr zur gleichen Zeit entbrannte in manchen Gegenden eine ziemlich heftige Diskussion zu einem scheinbar ganz anderen Thema: Haben in einem liberalen Staat Kreuze oder Kruzifixe auf öffentlichen Plätzen und in öffentlichen Gebäuden und Schulen überhaupt ihre Berechtigung? Sollten diese betont christlichen Zeichen nicht im Namen der Religionsfreiheit beseitigt werden? Für die Beibehaltung dieser Kreuze setzten sich hauptsächlich christliche Politiker engagiert ein, nicht zuletzt jene, für die es »Kein Pardon für kriminelle Ausländer« gibt. Ich finde dieses Engagement recht seltsam, wenn nicht gar paradox an. Müsste denn wer »Kreuz« sagt, nicht auch »Pardon« sagen?

Oder auch so: Wo es kein Pardon gibt – auch für kriminelle  Ausländer! – da hat das Kreuz seine Berechtigung und seinen Sinn tatsächlich  verloren.

Hermann-Josef Venetz



mercredi 20 août 2014


Abraham

Die Sache mit Abraham begann so:
Und der Ewige sprach zu Abram: Geh aus deinem Land und aus deiner Verwandtschaft und aus dem Haus deines Vaters in das Land, das ich dir zeigen werde! Und ich will dich zu einer großen Nation machen, und ich will dich segnen, und ich will deinen Namen groß machen, und du sollst ein Segen sein! ... und in dir sollen gesegnet werden alle Geschlechter der Erde!
Und Abram ging hin, wie der Ewige zu ihm geredet hatte…(Genesis 12,1-3)
Abram oder Abraham steht also nicht für sich allein; er hat einen Auftrag und eine Verheissung für alle Völker, für alle Geschlechter der Erde. Abraham ist auch nicht nur eine Gestalt des Alten oder Ersten Testaments. Im Neuen Testament kommt der Name Abraham  nicht weniger als 72 (!) mal vor. (Das ist mehr als doppelt so oft wie der Name der Maria, der Mutter Jesu).
Als Gott in das Leben des Mose trat, stellte er sich so vor: Ich bin der Gott deines Vaters, der Gott Abrahams, Isaaks und Jakobs... Man beachte: Gott trägt den Namen von Menschen. Auf seiner Visitenkarte stehen Namen wie Abraham, Isaak und Jakob – und man könnte weiterfahren Sara, Rebekka, Hagar und und und.
Bereits im ersten Vers des Neuen Testaments (Matthäus 1,1) ist die Rede von Jesus Christus,... dem Sohn Abrahams.
Die zusammengekrümmte Frau, die in der Synagoge geheilt wird, ist für Jesus eine Tochter Abrahams (Lukas 13,10-17); der von allen gemiedene Oberzöllner Zachäus ist für Jesus ein Sohn Abrahams (Lukas 19,1-10). Die auf den Messias Jesus Getauften in Galatien gehören dem Messias Jesus an und sind Söhne und Töchter Gottes und als solche auch Nachkommen Abrahams und Erben der Verheissung. (Galater 3,26-29)
Wir könnten noch lange weiterfahren. Ich bin zur Überzeugung gelangt: Wer von Gott spricht, spricht von Abraham, Isaak und Jakob, von Sara, Lea, Rebekka und Hagar, von Mose und Mirjam, von Simeon und Hanna, von der zusammengestauchten Frau und vom Oberzöllner Zachäus, von Paulus und Klara, von dir und von mir.
Hermann-Josef Venetz

dimanche 17 août 2014

Verflucht, wer das Recht der Fremden beugt!’

Diesen erschreckenden Ausspruch fand ich im Buch Deuteronomium (27,19; 24,17), in der Heiligen Schrift also, einer der Grundlagen nicht nur unseres Glaubens, sondern auch unserer Kultur.
Ich las dann noch etwas weiter und war einmal mehr erstaunt, wie oft in der Bibel von den Fremden und Flüchtlingen die Rede ist. Hier nur das eine oder andere Beispiel:
• ‚Du sollst einen fremden Untertan, der vor seinem Herrn bei dir Schutz sucht, nicht seinem Herrn ausliefern. Bei dir soll er wohnen dürfen, in deiner Mitte, in einem Ort, wo es ihm gefällt. Du sollst ihn nicht ausbeuten.’ (Deuteronomium 23,16-17)
• ‚Euer Gott liebt die Fremden und gibt ihnen Nahrung und Kleidung – so sollt auch ihr den Fremden Gutes tun, denn ihr seid Fremde in Ägypten gewesen.’ (Deuteronomium 10,18-19)
• ‚Liefere die Flüchtlinge nicht aus, wenn sie in Not sind!’ (Obadja 1,14)
Am rührendsten finde ich das Gebet, das König Salomo anlässlich der Tempelweihe gesprochen hat:
Auch Fremde, die nicht zu deinem Volk gehören, werden kommen, um hier zu beten. Höre sie und tu alles, weswegen die Fremden zu dir rufen.’ (1 Könige 8,41-43)
Wie schwer tun wir uns mit Anschauungen, die doch seit mehr als zweitausend Jahren zu unserem Kulturgut gehören.

Hermann-Josef Venetz