dimanche 21 octobre 2012

Kein Einzelgänger


Fresque d'un banquet dans une tombe des catacombes des saints Marcellin et Pierre, Via Labicana, à Rome

In der hebräischen Bibel, die zu unserer jüdisch-christlichen Tradition gehört, steht das Wort »Gott« oft in der Mehrzahl.

In der Schöpfungsgeschichte zum Beispiel sagt Gott: Lasst uns den Menschen machen nach unserem Bild und Gleichnis. Es ist wie wenn eine Gemeinschaft redete und wie wenn Gott die Menschen in diese Gemeinschaft herein holen möchte.

Als Gottes Bild und Gleichnis sollen die Menschen auch seinen Auftrag wahrnehmen: Sie sollen herrschen über die Fische des Meeres und über die Vögel des Himmels und über alles Getier... Eben herrschen wie Gott und mit Gott: Er spendet Leben, er schafft Lebensraum für alle Lebewesen, er trägt Sorge zu allem. Ein mittelalterlicher Theologe sagte es so: Gott will die Welt und uns brauchen, weil er Andere als Mit-Liebende haben will.

Lesen wir in der Bibel weiter, stellen wir fest: Immer wieder sucht und findet Gott Menschen, die ihm helfen, die ihm zur Hand gehen. Er findet Abraham; er soll zum Segen für die ganze Welt werden (Gen 12). Er findet Mose; er soll sein Volk befreien. Gott stellt sich selbst ihm so vor: Ich bin der Gott deiner Väter, der Gott Abrahams, Isaaks und Jakobs. Und man könnte weiterfahren: der Gott der Sara und der Rebekka und der Hagar. Gott gibt sich den Namen von konkreten Menschen (Ex 3). Denn der Gott der Bibel ist ein geselliger Gott, ja ein leidenschaftlich liebender Gott.

Bei der Taufe am Jordan hört Jesus eine Stimme aus dem Himmel: Du bist mein geliebter Sohn, an dir habe ich Gefallen gefunden. Man könnte auch so übersetzen: In dir sehe ich den Mit-Liebenden. Es ist eine Stimme der Freude und der Zärtlichkeit. Und Jesus steht nicht allein da; er steht in Vertretung des ganzen Volkes, ja der ganzen Menschheit.

In der Taufszene spielt die Taube eine bedeutende Rolle. In der damaligen Zeit war sie die Liebesbotin. Menschen, die einander gern hatten, stellte man so dar, dass zwischen ihnen eine Taube hin und her flatterte und gurrte – ein Zeichen der Freude und der Verliebtheit.

Das ist das, was Dreifaltigkeit meinen könnte: Gott will ein Gott von Menschen sein, ein Gott der Beziehung. Dafür hat er Jesus geschickt, den Emmanuel, den Gott-mit-uns. Er will der Gott der liebenden Beziehung sein, dafür steht der Geist als Liebesbotin. Er möchte unser Gott, dein Gott und mein Gott. Ein Gott auf Augenhöhe. Ein Gott auf der Suche nach Mit-Liebenden.

Hermann-Josef Venetz

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