samedi 5 avril 2014




Als Jesus getauft wurde...

Alle vier Evangelisten berichten von der Taufe Jesu zu Beginn seines öffentlichen Auftretens, aber jeder setzt die Akzente etwas anders. Das ist nicht verwunderlich. Die Tatsache, dass Jesus von Johannes getauft worden ist, war für die ersten Christen ein Problem. Wenn Jesus von Johannes getauft worden ist, muss Johannes doch bedeutender gewesen sein als Jesus, und so sahen manche gut-gläubige Menschen in Johannes den Messias. Hier mussten die Dinge zurecht gerückt werden: Nicht er (der Täufer) war das Licht, er sollte nur Zeugnis geben vom Licht, heisst es im Johannesprolog (Joh 1,8).

Den Evangelisten ging es nicht so sehr um das Faktum der Taufe Jesu als vielmehr um die Deutung des Geschehens. Die Texte sind voll der Hinweise:
- der geöffnete Himmel ist wie eine Antwort auf den Hilfeschrei des Volkes im Exil: O dass du die Himmel zerrissest und herabstiegest... (Jes 63,19);
- der Geist Gottes ist derselbe, der am Anfang über den Wassern schwebte (Gen 1,2);
- Jesus, der Knecht, der Erwählte, an dem Gott sein Wohlgefallen hat und auf den er seinen Geist legt (Jes 42,1), ist der Sohn Gottes;
und noch an vieles mehr wird hier erinnert. Geballte Theologie aus verschiedenen Zeiten und in verschiedenen Facetten.

Aber so vielfältig die Evangelisten das Geschehen schildern und interpretieren, eines fehlt doch bei keinem von ihnen: die Taube. In früheren Zeiten hatte die Taube auch ausserhalb des Christentums eine religiöse Bedeutung, war sie doch als Vogel dem Himmel näher als alle anderen Geschöpfe. Dazu kam aber noch eine weitere Bedeutung: sie galt ganz einfach als schön, lieblich, sanft, zärtlich und inspirierte zu Liebesgedichten, denken wir nur an das Hohelied der Liebe im Ersten Testament, wo der Bräutigam von seiner Braut schwärmt: Deine Augen sind wie die einer Taube (1,15). 

 

Die Taube als Symbol des Friedens und der Zärtlichkeit ist von der Taufe Jesu nicht wegzudenken, nicht wegzudenken von der Beziehung Gottes zu seinem geliebten Sohn und zu allen Menschenkindern. Im ersten Johannesbrief (4,9) heisst es:
Gott ist Liebe
ebenso könnte man auch sagen:
Gott ist Zärtlichkeit.

Hermann-Josef Venetz

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