samedi 17 novembre 2012

Krieg ist Sünde



Am 23. August 1990 hat die Welt seit Jahrzehnten wieder einmal zur Einheit gefunden: Einmütig, mit nur zwei Enthaltungen hat der UNO-Sicherheitsrat eine Entschliessung verabschiedet, nach der für die Durchsetzung der Blockade gegen den Irak auch Gewalt angewendet werden dürfe. Schon Wochen zuvor haben die USA, dann auch Grossbritannien, Frankreich und andere Staaten bedeutende Kontingente im Umkreis Iraks zusammengezogen: Kriegsschiffe, Flugzeugträger, atombestückte Raketen, Zehntausende von Soldaten... Die »freie«Welt – auch die »christliche« – klatschte in die Hände.
An Radio und Fernsehen haben wir das alles verfolgt, und wir waren froh zu hören, dass keines der Mitglieder des UNO-Sicherheitsrates dem amerikanischen Vorschlag einen Strich durch die Rechnung machte. Der Staat, der sich gegen eine gewaltsame Blockade zur Wehr gesetzt hätte, wäre mindestens als »unsolidarisch« wenn nicht gar als »hinterhältig« hingestellt worden. – Dabei haben wir vergessen, dass wir mit der Zustimmung zur gewaltsamen Blockade wenigstens indirekt auch tausendfachem Töten zugestimmt haben.
Ich bin weder Diplomat noch Militärwissenschaftler noch Friedensexperte. Und vielleicht ist es wirklich so, dass dem zweifellos »verrückten« Treiben des irakischen Präsidenten nur mit Waffengewalt Einhalt geboten werden konnte. Für uns Christen und Christinnen darf das aber nicht der Weisheit letzter Schluss sein. Was immer Wirtschaftsexperten, Politiker und Strategen als »unumgänglich« und »einzig möglich« und »alternativlos« hinstellen: Christinnen und Christen werden sich ihre Vision der Gewaltlosigkeit und des weltumfassenden Friedens unter keinen Umständen nehmen lassen. Ihr Glauben und ihr Hoffen bezieht sich ganz wesentlich auch auf dieses Unaufgebbare: im Reich Gottes, das im Messias Jesus bereits angebrochen ist und das in unserem Alltag immer mehr Fuss fassen soll und um dessen endgültiges Kommen wir jeden Tag im Vaterunser beten, darf Gewaltausübung nie ein Mittel politischer Konfliktlösung sein. Jede Gewaltanwendung ist Scheitern an unserer Hoffnung.
Die christliche Tradition nennt das Sünde.
Hermann-Josef Venetz

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