vendredi 16 mars 2012

Mit Gott im Clinch...


... sind wohl alle, die es mit ihm oder ihr zu tun haben, sowohl diejenigen, die sich als gläubig bezeichnen als auch diejenigen, die sich als Atheisten erklären. Der Grund: Der Gott, ob Menschen nun zu ihm beten oder ob sie ihn ablehnen, passt einfach nicht in das Bild, das sie sich von ihm machen. Wer zu Gott betet, hat eine ganz bestimmte Vorstellung von ihm, ganz bestimmte Erwartungen auch, die Gott erfüllen soll, wenn er wirklich Gott ist. Wer Gott ablehnt, hat auch eine bestimmte Vorstellung von ihm oder wenigstens eine leise Ahnung; man kann ja nicht jemanden oder etwas ablehnen, von dem man überhaupt keine Ahnung hat.

Sowohl der Gläubige als auch die Atheistin haben etwas gemeinsam: Sie machen sich ein Bild von Gott. Im Clinch sind sie nicht mit Gott, sondern mit dem Bild, das sie sich von Gott machen. Beiden wäre geholfen, wenn sie sich von ihren Gottesbildern befreien liessen.

Diese Gottesbilder sitzen tief in uns: Wenn schon Gott, dann muss er grösser, mächtiger, erhabener, reicher sein als wir – wozu wäre er denn sonst gut? Und wir setzen alles daran, diesem Gott ähnlich zu werden, eben grösser, mächtiger, erhabener, reicher zu werden – als die anderen. Ein solcher »Gott« wird so zum Grund unserer Konkurrenzkämpfe, der Kriege, der Unterdrückung, der Gewinnmaximierung, der Aufrüstung, des »immer mehr«, »immer schneller«, »immer mächtiger«, »immer reicher«. Von einem solchen »Gott« dürfen, ja sollen wir uns verabschieden, bevor wir uns gegenseitig umbringen, wie das immer wieder und augenblicklich ganz besonders in der Welt geschieht. Der Gott, von dem die Bibel spricht, setzt gerade nicht auf Grösse, nicht auf Konkurrenz, nicht auf Reichtum, nicht auf Gewalt, nicht auf Überlegenheit, nicht auf Allmacht, sondern – fast hätte ich gesagt: im Gegenteil! – er setzt auf Versöhnung, auf Solidarität, auf Gerechtigkeit, auf Gewaltlosigkeit, auf Frieden.

Beim Philosophen Ernst Bloch habe ich einmal den Satz gelesen: Nur ein Atheist kann ein guter Christ sein... Man könnte es auch so verdeutlichen: Wirklich gläubig können wir nur werden, wenn wir uns von unseren allzu menschlichen Gottesbildern, von unseren selbstgefertigten Götzen trennen. Jesaja lässt es Gott in der morgigen Lesung so sagen: Meine Gedanken sind nicht eure Gedanken, und eure Wege sind nicht meine Wege.

Befreien wir Gott doch endlich von den Fesseln, mit denen wir ihn gefangen halten!

Hermann-Josef Venetz

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