mercredi 8 juillet 2015

Le meilleur est au centre
maximino carrezo barrozo
 Vor einigen Jahren wurde in einer westschweizer Stadt ein neues Einkaufszentrum gebaut. Es sollte eine grosse Sache werden; die Vorbereitungen liefen auf Hochtouren, und alle Welt sah gespannt der Eröffnung dieses Zentrums entgegen. Auch im Umkreis der Stadt wurde mit grossen Plakaten auf das kommende Ereignis hingewiesen. Gesponsert wurden die bunten Werbeplakate von den grossen Firmen, die im Einkaufszentrum vertreten waren. Sinnigerweise lag das Einkaufszentrum nahe beim Bahnhof inmitten der Stadt, und alle nannten es LE CENTRE. Das war auch sein offizieller Name. Auf jedem der Plakate stand in grossen Lettern: LE MEILLEUR EST AU CENTRE. Man könnte es auch so übersetzen: Das Beste ist in eurer  Mitte. Reklametechnisch: Das Beste, das Wichtigste das, was ihr nötig habt, findet ihr im CENTRE, im neuen Einkaufszentrum.
Es stellt sich die Frage: Ist das CENTRE, das Einkaufszentrum, wirklich unsere – auch meine – Mitte? Der Ort, um den sich alles kreist? Früher stand doch im Zentrum der Stadt die Kirche, jetzt ist es das Einkaufszentrum. Bald schon sprach man vom Konsum-Tempel. So abwegig finde ich diese Bezeichnung nicht. Die Menschen kreisen nicht mehr um Gott; sicher ist nicht der Gott Abrahams, Isaaks und Jakobs in ihrer Mitte, sondern der Gott MAMMON.
Im 5. Buch Mose, auch Deuteronomium genannt, heisst es von Gott, dass er in der Mitte seines Volkes oder in eurer Mitte wohne (vgl. 6,15; 7,21 u.a.). Es ist unschwer zu erraten, was damit gemeint sein soll: Gott will seinem Volk – uns – nahe, zutiefst verbunden sein.
In deiner Mitte oder in eurer Mitte ist nach diesen Schriften Gott. Aber fast ebenso oft ist davon die Rede, dass der Fremde oder die Fremden – oft zusammen genannt mit den Witwen und Waisenin der Mitte des Volkes sein sollen (vgl. Deuteronomium 16,11; 23,16.17; u.a.). Es sind also die Leute auf den untersten Stufen der sozialen Leiter, vorab die Witwen und Waisen und die Fremden, die dem Volk Israel besonders ans Herz gelegt werden, wie es denn auch gerade diese Menschen es sind, für die der Gott Israels eine besondere Schwäche hat. Die Armen, die Flüchtlinge, die Fremden: Sie sind nicht Randfiguren, nicht Aussenseiter; sie sollen unserer besonderen Sorge anvertraut sein, sie sollen sich in unserer Mitte wohl fühlen; sie sind das Wertvollste und Wichtigste, das wir haben. Le meilleur est au centre.
Hermann-Josef Venetz

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