dimanche 19 juillet 2015



 Der Bote Gottes verkündete den Hirten die Geburt des Retters und Herrn – so steht es im Lukasevangelium. Dort steht auch, dass plötzlich eine Menge himmlischer Heerscharen  rief: Herrlichkeit Gott in den Höhen, und auf Erden Friede den Menschen seiner Huld (2,10-14).
In unseren Kirchen wird diese Stelle mit Vorliebe an Weihnachten vorgetragen, an jenem Fest also, das wie kein anderes das Gemüt und die Innerlichkeit der Menschen anspricht. So konnte sich die politische Brisanz dieser Botschaft nie so recht durchsetzen. Brisant und gefährlich war und ist diese Botschaft, weil sie die Geburt Jesu in einen offensichtlichen Zusammenhang brachte mit dem damaligen römischen Kaiser Octavian Augustus. Dieser legte sich als erster die Titel Retter und Herr zu. Die Konsolidierung der Weltmacht Rom vollzog sich unter dem pathetischen Slogan der Pax Augustana, des Augustäischen oder Römischen Friedens.
Wenn nun der Bote Gottes die Titel Retter und Herr, die der römische Kaiser für sich in Anspruch nahm, in einem exklusiven Sinn auf das neugeborene Kind übertrug, und wenn die himmlische Heerschar die Pax, den Frieden, in einem ausschliesslichen Sinn den Menschen göttlicher Huld vorbehalten sein liess, war damit unüberhörbar eine politische Kampfansage gegeben. Christinnen und Christen sind bis heute vor die Entscheidung gestellt, für welche Art von Frieden sie optieren wollen: für den Kaiserfrieden, der sich durch militärische Gewalt, politische Überlegenheit, wirtschaftliche Unterdrückung, Reichtum und Luxus auszeichnet, oder für jenen Frieden, der Hand in Hand geht mit, Gerechtigkeit, Solidarität, Gespräch, Entschuldung, Versöhnung.
Die tiefe Sehnsucht nach Frieden auf Erden wird sich solange nicht erfüllen können, als Menschen Frieden mit Herrschaft, Überlegenheit, Eigennutz und Wirtschaftswachstum verwechseln. Friede kann nicht aus Überlegenheit heraus verordnet, kann nicht diktiert werden – das Beispiel Griechenland zeigt das heute aufs Neue. Der Friede, von dem der Bote spricht, lädt dazu ein, alle Menschen am Wohlstand teilnehmen zu lassen, die Güter dieser Erde gerecht zu verteilen, den Fremden in Offenheit zu begegnen, den Schwachen behutsam aufzuhelfen, die Kleinen zur Geltung zu bringen, die Würde aller Menschen anzuerkennen, die Ausgegrenzten hereinzuholen, sorgfältig mit der Schöpfung umzugehen…
Dieser Friede wird uns zugemutet. Er ist für uns nicht machbar – das sei zugegeben. Aber was, wenn wir ihn als Geschenk Gottes annehmen, als wesentlichen Teil seines Schöpfungsplanes?
Für die Verwirklichung dieses Planes benötigt Gott Mit-Liebende.
Hermann-Josef Venetz

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