samedi 1 décembre 2012

Was ist Wahrheit?




 Der »König der Juden«, wie Jesus im Johannesevangelium genannt wird, ging im Schlagabtausch mit dem kaiserlichen Prokurator Pontius Pilatus schmählich unter.
Zwei recht verschiedene Welten prallten bei diesem Prozess aufeinander, und es lohnt sich, diese Welten und die »Wahrheiten«, die sie vertreten, etwas näher anzusehen.
Hier die »Wahrheit« der einen Welt:
Jeder ist seines eigenen Glückes Schmied.
Wer nicht arbeitet soll auch nicht essen.
Wie du mir, so ich dir.
Jeder ist sich selbst der Nächste.
Sicherheit geht über alles.
Wer Geld hat, soll auch bestimmen können.
Hilf dir selbst, dann hilft dir Gott...
Verrückt, wer gegen die »Wahrheit« dieser Welt anrennen will.
Jesus sieht sich nicht als Konkurrent des Kaisers. Königtum lebt und versteht er nicht wie der Kaiser und »diese Welt« es leben und verstehen. Jesus ist aber auch nicht ein König für den Himmel oder für das Jenseits oder für irgendwelche weltfremden Spinner.
Jesus stellt die Wahrheit »dieser Welt« auf den Kopf:
Nicht: Wer Geld hat, soll befehlen, sondern: Wer Geld hat, teile es.
Nicht: Jeder ist sich selbst der Nächste, sondern: Jeder werde dem andern zum gnädigen Nächsten.
Nicht: Wer nicht arbeitet, soll auch nicht essen, sondern: Wer keine Arbeit hat, braucht unsere Solidarität.
Nicht: Jeder ist seines Glückes Schmied, sondern: Jeder schmiede am Glück seines Nächsten.
Nicht: Hilf dir selbst, dann hilft dir Gott, sondern: Hilf den Armen, dann ist Gott mit dabei.
Im Prozess Jesu vor Pilatus ging die »Wahrheit«, auf der das Königtum Jesu gründet, gegenüber der »Wahrheit«, auf der das Kaisertum bzw. »diese Welt« steht, sang- und klanglos unter. Jesus will und kann sich nicht auf die Macht- und Ränkespiele »dieser Welt« einlassen. Pilatus hat ihn der Kreuzigung übergeben...
Und trotzdem feiern wir das Christ-Königs-Fest. Und das aus zwei Erfahrungen:
Pilatus hat ihn der Kreuzigung übergeben...
Und trotzdem feiern wir das Christ-Königs-Fest. Und das aus zwei Erfahrungen:
- Mögen wir die Augen vor der Wirklichkeit noch so sehr verschliessen: Menschen, die in der Welt des Kaisers, d.h. in unserer total ökonomisierten Welt überall nur ihren eigenen Vorteil suchen, richten die Mitmenschen und die Mitwelt und schliesslich sich selbst zugrunde.
- Und die andere Erfahrung: Jesus ist nicht sang- und klanglos untergegangen. Der Lebendige hat sich auf seine Seite gestellt und so der Welt kundgetan, um welche Wahrheit es geht. Es ist die Wahrheit, die zum Leben und zur Gerechtigkeit für alle führt.
Hermann-Josef Venetz
Bild: Antonio Ciseri

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