samedi 11 août 2012

Unser Gott Mammon



Was uns unbedingt angeht ist eine Wendung, die im letzten Jahrhundert Theologen ins Spiel brachten, als sie versuchten, über Gott nachzudenken.
Wenn wir heute nach dem fragen, was uns unbedingt angeht, werfen wir am besten einen Blick auf unsere Medien. Alle Nachrichten, die wir über Radio und Fernsehen und Internet x-mal am Tag zu hören und zu sehen bekommen, reden davon, von dem, was uns unbedingt angeht, von dem, was uns umtreibt und in Atem hält, eben von Gott: von den Börsenkursen,  von den Milliarden, die verloren gegangen sind und den Billionen, die zur Rettung und Neuerstarkung der Finanzplätze benötigt werden.
Das Gebaren des freien Marktes und die unsichtbare Hand des Gottes Mammon mag uns zwar ab und zu unberechenbar und unverständlich, ja brutal erscheinen, doch muss man bedenken: Jeder Gott hat eine gewisse Unberechenbarkeit, jede Religion hat ihre Geheimnisse und verlangt entsprechende Opfer.
Für Gott muss man eben bereit sein, alles herzugeben, auch das, was uns wichtig ist und unser Überleben sicherstellt: die sozialen Errungenschaften, den Klimaschutz, den weltweiten Einsatz für die Hungernden, die Entwicklungshilfe… Aber angesichts des Gottes Mammon ist all das höchstens zweit- und drittrangig. Suchet zuerst ein gut funktionierendes Finanzwesen, und alles andere wird euch hinzugegeben werden.
Mag sein, dass dieser Glaube in letzter Zeit etwas in die Krise geraten ist, aber auch das gehört zum Glauben und zu jeder Religion. Die Welt hat immer wieder aus der Krise herausgefunden und sie wird auch aus dieser Krise herausfinden, wenn sie dem Mammon freie Hand lässt, wenn sie sich dem, was uns unbedingt angeht, ganz öffnet.
Vielleicht sollten wir über Gott einmal gründlich nachdenken.
Hermann-Josef Venetz

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