samedi 7 juillet 2012

Ein Plädoyer für die Unverschämtheit




Gerade zweimal werden im Lukasevangelium unverschämte Leute als Beispiele hingestellt. Das eine Mal ist es ein Mann, der mitten in der Nacht seinen Freund weckte, um von ihm ein Brot zu borgen. Gewiss hätte der Aufgeweckte den Störefried am liebsten ins Pfefferland gewünscht. Er stand dann aber doch auf und gab ihm, was er brauchte. Nicht wegen der Freundschaft, die er empfand, sondern wegen der Unverschämtheit, mit der ihn dieser mitten in der Nacht aufweckte (Lukas 11,5-8).

Das andere Mal handelt es sich um eine Witwe, die sich von den Gläubigern ihres verstorbenen Mannes bedrängt sah. Sie suchte einen Richter auf, damit er ihr helfe. Der Richter, ein recht kaltblütiger Bursche, schickte die Frau weg. Sie kam aber wieder und wieder, bis es dem Richter zuviel wurde. Zwar kümmerte er sich nicht um sein Ansehen und fürchtete weder Gott noch den Teufel. Aber die Unverschämtheit dieser Frau liess ihn schliesslich doch dazu bewegen, ihre Sache an die Hand zu nehmen (Lukas 18,1-8).

Jesus ist der Überzeugung: Wenn das, was wir von Gott erbitten, in Übereinstimmung ist mit dem, wofür sich dieser Gott selbst mit seiner ganzen liebenden Leidenschaftlichkeit einsetzt – für die Armen und Hilfsbedürftigen, für die Abgeschobenen und Entrechteten –, dann dürfen wir auch unsere eigene Leidenschaftlichkeit, ja sogar unsere Unverschämtheit in die Waagschale werfen. In spiel bringen riskieren....

Hermann-Josef Venetz

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