samedi 30 juin 2012


Bei euch soll es nicht so sein
(Markus 10,43)

Für Menschen ist es wichtig, in klaren Strukturen zu leben. Zu diesen Strukturen gehört, dass die einen oben, die anderen unten sind. Vor allem ist es schön, oben zu sein und andere unter sich zu haben.
Kaum hatte Jesus die Gruppe der Jüngerinnen und Jünger bestellt, stritten sie auch schon untereinander, wer unter ihnen der Erste sei.
Jesus reagiert wir folgt: Die Herrscher der Völker unterdrücken ihre Leute und lassen sie ihre Macht spüren. Bei euch soll es nicht so sein! Wer von euch der Erste sein will, soll den anderen dienen...
Jesus propagierte den Umsturz. Dabei sah er sich in der guten Tradition der Seherinnen und Propheten des Gottes Israels, der die Mächtigen vom Thron stürzt und die Reichen mit leeren Händen fortschickt, der andererseits die Unterdrückten aufrichtet und den Hungernden zu essen gibt (Lukas 2,51-53). Das ist die „Hierarchie“, die „heilige Ordnung“, wie sie gemeint ist.
Die Jünger hätten es gern hingenommen, in Jesus den Ersten zu sehen. Aber nicht einmal dazu bot er Hand. Ich bin in eurer Mitte der, der dient (Lukas 22,27). Als er dies dadurch unterstrich, dass er ihnen die Füsse wusch, protestierte Petrus heftig (Johannes 13,8). Wenn das Beispiel Jesu Schule macht, weiss man ja nicht mehr, was oben und was unten ist. Ganz abgesehen davon, dass Petrus seine eigenen Felle – Erster der Gruppe zu sein – wegschwimmen sah...

Hermann-Josef Venetz

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