jeudi 17 septembre 2015

DIE BIBEL – EIN BUCH FÜR ALLE SINNE (I)



Mit den Sinnen die Bibel entdecken



Die Bibel ist ein sinnliches Buch. Um sie zu verstehen, sind an erster Stelle nicht komplizierte wissenschaftliche Vorüberlegungen oder Kenntnisse in Hebräisch und Griechisch gefragt. Gefragt sind zuerst und vor allem ein verwöhnter Geschmackssinn, ein geübtes Ohr, ein zarter Tastsinn, offene Augen und ein feiner Geruchsinn.

Schmecken
Der Prophet Jesaja schildert das endzeitliche Gastmahl mit diesen Worten: Gott wird auf diesem Berg für alle Völker ein schmackhaftes Mahl bereiten, ein Gelage mit erlesenen Weinen, mit den besten und feinsten Speisen… (25,6). Wie sollen wir uns das vorstellen, wenn wir einen samtenen Pinot noir oder eine gut gewürzte Tomate oder einen saftigen Spargel nicht zu schätzen wissen?

Sehen
Im Schöpfungsbericht heisst es das eine um das andere Mal: Gott sah, dass es gut war…(Genesis 1). Gott machte das Wild des Feldes nach seinen Arten, das Vieh nach seinen Arten und alles Gewürm auf dem Erdboden nach seinen Arten... Und Gott sah, dass es gut war (1,24-25). Da gilt es, die Augen offen halten. Wer noch nie mit wachen Augen einen Regenwurm angeschaut und daran seine Freude gehabt hat, wird nie eine Ahnung von Gott bekommen.

Hören
Im Psalm 86 spricht der Beter oder die Beterin: Neige, Gott, dein Ohr und höre mich... (86,1), und weiter: Vernimm mein Gebet, merk auf meine flehende Stimme (86,6). Das kann doch nur jemand verstehen, der selber die verschiedenen Nuancen der menschlichen Stimme, auch des menschlichen Klagens, wahrzunehmen vermag. Es gibt auch falsche Töne; auch die muss ich zu unterscheiden wissen. Der Prophet Amos lässt Gott sagen: Verschont mich mit dem Lärm eurer Lieder! Das Spiel eurer Harfen will ich nicht hören (5,23).

Riechen
Paulus sagt im 2. Korintherbrief: Wir sind Christi Wohlgeruch für Gott... (2,15) Wie soll jemand diesen Satz verstehen, wenn er noch nie den Duft von blühendem Flieder oder von nackter menschlicher Haut in sich aufgenommen hat? Gewiss begegnen uns in der Bibel nicht nur Wohlgerüche. Der eben erwähnte Prophet Amos sagt im Auftrag Gottes: Eure Opferfeiern und eure Volksversammlungen kann ich nicht riechen (5,21f).

Tasten
Es ist kaum zu glauben, wie oft in den Evangelien davon die Rede ist, dass Jesus Menschen berührte oder Leute Jesus berührten. In Markus 7 geht es um einen Taubstummen: Jesus nahm ihn aus der Menge heraus beiseite, legte ihm seine Finger in die Ohren und berührte seine Zunge mit Speichel... (7,33). Berührungsängste sind hier fehl am Platz.
Hermann-Josef Venetz

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