Den
Tod Jesu verkünden…
… wie
eine gute Nachricht, wie ein freudiges Ereignis? Christinnen und
Christen tun das. Bei jeder Eucharistiefeier: Deinen
Tod, o Herr, verkünden wir… Nur
ein solches Künden kann das Geheimnis Jesu – und das Geheimnis
unseres Lebens – einigermassen ausloten. So wie Christinnen und
Christen glauben, dass im Tun Jesu, in seinem Essen und Trinken mit
Zöllnern und Prostituierten, in seinem Umarmen des Aussätzigen usw.
Gott selbst am Werk war, so glauben sie auch, dass im Tod Jesu Gott
selbst ganz betroffen war. Im Tod Jesu hat sich Gott selbst ganz an
die Menschen ausgeliefert, bis in die Abgründe ihres Leidens und
Sterbens hinein. Im Tod Jesu ist Gott ganz unser Gott geworden. Das
ist in Wahrheit die gute Nachricht des Karfreitags.
Wir
verkünden den Tod des Herrn will auch meinen, dass wir dem Tod in
die Augen schauen dürfen, unserem eigenen Tod und den vielen Toden,
die um uns herum gestorben werden. Glaubende haben das Recht,
Realisten zu sein. Sie sind gegen Schönfärberei. Sie dürfen das
Kind beim Namen nennen. Christusglaubende, die den Tod ihres Herrn
verkünden, geben damit zu verstehen, dass sie das Unrecht in der
Welt sehen und dass es sie angeht und dass sie nicht bereit sind, es
zu beschönigen. Für Glaubende ist Hunger nicht Schicksal sondern
Ungerechtigkeit. Aufrüstung ist für sie nicht Sachzwang sondern
Blindheit gegenüber den Leiden dieser Welt. Die Bestimmungen für
Asylsuchende zeugen nicht von politischer Klugheit sondern eher von
nationalem Egoismus.
Wir
verkünden den Tod des Herrn mit wachen Augen, aber in der
Überzeugung, dass es kein Leiden, keine Angst, keinen Fluch und
keinen Tod gibt, in welchem der Ewige nicht mit seiner ganzen
liebenden Leidenschaftlichkeit anwesend wäre.
Das
ist im Grunde genommen der Glaube an die Auferstehung.
Hermann-Josef
Venetz
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