Das
Ostergeschenk
Die
Sünde – richtig verstanden – berührt zu sehr das Wesen der
Schöpfung und die Substanz des Menschen, als dass sie ‚einfach so’
vergeben werden könnte. Sündenvergebung ist nicht ein
Verwaltungsakt, sondern ein schöpferisches Geschehen, und
schöpferisch im eigentlichen Sinn ist nur Gott allein.
Von
der ersten Begegnung des Auferstandenen mit denen, die ihm
nachfolgten, hat der Evangelist Johannes dieses zurückbehalten
(20,19-23): Jesus trat in ihre Mitte, sprach ihnen Frieden zu,
hauchte sie an und sagte zu ihnen: Empfangt heiligen Geist.
Wem ihr die Sünden vergebt, dem sind sie vergeben; wem ihr die
Vergebung verweigert, dem ist sie verweigert.
Nicht
als Vollmachtsübertragung an Priester und Bischöfe ist dieses Wort
gemeint, sondern in diesem Sinn: ‚Auf euch alle kommt es an. Wenn
ihr nicht vergebt, wer sollte dann vergeben?’ Nachfolger der
Jüngerinnen und Jünger ist die ganze kirchliche Gemeinschaft und
darüber hinaus alle Menschen guten Willens.
Er
ist auferstanden! Dieses
Wort, das der Papst an Ostern in die ganze Welt hinausruft, bedeutet
doch auch dies: Das Alte ist vergangen, Neues ist da. Ein neuer
Umgang mit allen Mitmenschen, ein kreativer und versöhnlicher ist
möglich geworden. Die alte Zeit mit ihren Zerstörungs- und
Vergeltungsmechanismen ist vorüber. Die Zeit des Nachtragens und des
Vorrechnens ist vorbei. Ihr braucht niemanden mehr auf seine
Vergangenheit, auf seine Schuld und Fehler festzunageln; vergebend
und befreiend könnt ihr aufeinander zugehen. Ihr könnt einander zum
Leben verhelfen und atmen lassen – schon dadurch, dass ihr für
saubere Luft sorgt, eure Vorurteile abbaut und für die Betagten, für
die Kinder und für die Asylanten eintretet.
Wenn
nicht ihr – wer denn sonst?
Hermann-Josef
Venetz
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