Hier
eine kleine Geschichte von unseren jüdischen Glaubensbrüdern
überliefert:
Ein
junger Mann kommt zu einem Rabbi mit der Frage: »Was kann ich tun,
um die Welt zu retten?«
Der
Weise antwortet: »So viel, wie du dazu beitragen kannst, dass morgen
die Sonne aufgeht.«
»Aber
was nützen denn all meine Gebete und meine guten Taten, mein ganzes
Engagement?«, fragt der junge Mann.
Darauf
der Weise: »Sie helfen dir wach zu sein, wenn die Sonne aufgeht.«
Der
junge Mann sieht die Welt am Abgrund; sie muss gerettet werden. Was
kann er dafür tun?
Die
Antwort des Weisen ist ernüchternd, wenn nicht enttäuschend oder
gar zynisch: »So viel, wie du dazu beitragen kannst, dass morgen die
Sonne aufgeht.« So wenig, wie du dazu beitragen kannst, dass morgen
die Sonne aufgeht, so wenig kannst du auch dazu beitragen, die Welt
zu retten. Im Klartext heisst das: »Nichts!«
Für
den jungen Mann, der doch guten Willens ist, der die Not der Welt
sieht und ihr zu Hilfe kommen möchte, für diesen Mann muss eine
solche Antwort enttäuschend sein. Er möchte sich doch zur Verfügung
stellen mit allem was er weiss und kann, und er zählt auch alles
auf, was er bereits für die Rettung der Welt unternommen hat: all
seine Gebete und seine guten Taten, sein ganzes Engagement. Nützt
das alles nichts?
Die
Rettung der Welt hat etwas mit dem Kommen des Reiches Gottes zu tun.
Es ist das Reich Gottes das Kommen soll, wie wir im Vaterunser
beten, nicht unser Reich. Wir sollen das Reich Gottes auch
nicht in unsere eigene Regie nehmen; es würde daraus nur ein Reich
nach unseren mickrigen Vorstellungen. Das haben wir bereits und nach
unseren Erfahrungen ist es um dieses Reich nicht schade, wenn es
untergeht.
Es ist Gott, der die Welt retten wird; wir
würden sie nur nach unserem eigenen Gusto retten und stünden einmal
mehr vor dem Abgrund. Wenn aber das Reich Gottes kommt, wenn die
Rettung naht, dann wollen und können wir ganz zu Diensten sein. Dann
sind wir dabei, wenn die Sonne aufgeht...
Hermann-Josef
Venetz
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