Es ist schon geraume Zeit
her, dass man in unseren Breitengraden von der nachchristlichen
Aera spricht. Das Christentum also als ein
religionsgeschichtliches Phänomen, das der Vergangenheit angehört.
Es ist – in grossen Zeiträumen gerechnet – irgendwann zu Beginn
des ersten Jahrtausend aufgetreten und irgendwann gegen Ende des
zweiten Jahrtausend wieder verschwunden.
Was es der Welt gebracht?
Da liesse sich schon einiges aufzählen, das positiv hervorzuheben
ist. Da gibt es aber auch viel Negatives. Der Bischof von Rom, das
Oberhaupt der römisch-katholischen Kirche, machte sich schon am Ende
des zweiten Jahrtausends Gedanken darüber, wie er bzw. die Kirche im
Hinblick auf die Jahrtausendwende die Welt um Verzeihung bitten könne
für all das Schlimme, das die Kirche im Laufe der 2000 Jahre der
Welt und der Menschheit angetan hat.
Ich meine nicht, dass das
Christentum als ganzes passé ist. Nicht, solange es Menschen gibt,
die die Geschichte des Nazareners weiter erzählen; nicht, solange
Menschen zu seinem Gedächtnis zusammen kommen und in seinem Namen
ihr karges Brot teilen; nicht solange Menschen durch ihr
solidarisches Verhalten seine Auferstehung bezeugen. Vielleicht wird
man das Christentum nicht mehr dort finden, wo es sich bisher
grossspurig zur Schau stellte, sicher aber dort, wo die Ausgezehrten
und Ausgegrenzten Gerechtigkeit und Gemeinschaft erfahren. Hermann-Josef Venetz
Das Christentum in seiner Form als grosse, das Leben der Menschen bis in die intimsten Details bestimmende Macht, ist passé.
RépondreSupprimerDie römisch-katholische Kirche hat am 31. Oktober 1517 begonnen passé zu sein, als sie den halben Laden verloren haben.