Eine
ähnliche Fairness wünschte ich den Leitungsgremien der
römisch-katholischen Kirche. Gewiss soll die Kirche Profil zeigen –
aber nicht dadurch, dass sie die andern ignoriert. Gewiss soll die
Kirche ihre Vorzüge ins gute Licht stellen – aber nicht dadurch,
dass sie die anderen in den Schatten oder gar ins Dunkel stellt.
Gewiss soll die Kirche auf die vielen Heilsgüter aufmerksam machen,
mit denen sie begnadet ist – aber nicht dadurch, dass sie den
anderen ihre Mängel aufrechnet. Keine Kirche hat es nötig, sich auf
Kosten anderer zu profilieren.
Die
Geschichte lehrt es uns: Wie oft mussten »die Juden« und »die
Heiden« schon zu Beginn der christlichen Verkündigung als
Bösewichte hinhalten, nur damit Jesus umso strahlender herauskommt.
Solche Negativ-Folien waren und sind der Keim des Antijudaismus.
Jesus braucht keine Negativ-Folien, um besser dazustehen.
Von
Jesus lesen wir, dass er sogar den Sünderinnen und Zöllnern und den
sogenannten Heiden zum Bruder wurde, ohne ihnen ihre Mängel
vorzuhalten. Ist es da von seiner Kirche zu viel verlangt, dass sie
den christlichen und anderen religiösen Gemeinschaften zur Schwester
wird, ohne sie an ihre »schwer defizitäre Situation« zu erinnern?
Je mehr wir die
Werte und den Reichtum der anderen entdecken und anerkennen und
fördern, desto mehr können wir uns der eigenen Vorzüge erfreuen –
und umgekehrt.
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