Fresque
d'un banquet
dans une tombe
des catacombes
des saints Marcellin et Pierre, Via
Labicana, à Rome
In
der hebräischen Bibel, die zu unserer jüdisch-christlichen
Tradition gehört, steht das Wort »Gott« oft in der Mehrzahl.
In
der Schöpfungsgeschichte zum Beispiel sagt
Gott: Lasst uns den Menschen machen nach unserem Bild und
Gleichnis. Es ist wie wenn eine Gemeinschaft redete und wie wenn
Gott die Menschen in diese Gemeinschaft herein holen möchte.
Als
Gottes Bild und Gleichnis sollen die Menschen auch seinen Auftrag
wahrnehmen: Sie sollen herrschen über die Fische des Meeres und
über die Vögel des Himmels und über alles Getier... Eben
herrschen wie Gott und mit Gott: Er spendet Leben, er schafft
Lebensraum für alle Lebewesen, er trägt Sorge zu allem. Ein
mittelalterlicher Theologe sagte es so: Gott will die Welt und uns
brauchen, weil er Andere als Mit-Liebende haben will.
Lesen
wir in der Bibel weiter, stellen wir fest: Immer wieder sucht und
findet Gott Menschen, die ihm helfen, die ihm zur Hand gehen. Er
findet Abraham; er soll zum Segen für die ganze Welt werden (Gen
12). Er findet Mose; er soll sein Volk befreien. Gott stellt sich
selbst ihm so vor: Ich bin der Gott deiner Väter, der Gott
Abrahams, Isaaks und Jakobs. Und man könnte weiterfahren: der
Gott der Sara und der Rebekka und der Hagar. Gott gibt sich den
Namen von konkreten Menschen (Ex 3). Denn der Gott der Bibel ist ein
geselliger Gott, ja ein leidenschaftlich liebender Gott.
Bei
der Taufe am Jordan hört Jesus eine Stimme aus dem Himmel: Du
bist mein geliebter Sohn, an dir habe ich Gefallen gefunden.
Man könnte auch so übersetzen: In dir sehe ich den
Mit-Liebenden. Es ist eine Stimme der Freude und der Zärtlichkeit.
Und Jesus steht nicht allein da; er steht in Vertretung des ganzen
Volkes, ja der ganzen Menschheit.
In
der Taufszene spielt die Taube eine bedeutende Rolle. In der
damaligen Zeit war sie die Liebesbotin. Menschen, die einander
gern hatten, stellte man so dar, dass zwischen ihnen eine Taube hin
und her flatterte und gurrte – ein Zeichen der Freude und der
Verliebtheit.
Das
ist das, was Dreifaltigkeit meinen könnte: Gott will ein Gott von
Menschen sein, ein Gott der Beziehung. Dafür hat er Jesus geschickt,
den Emmanuel, den Gott-mit-uns. Er will der Gott der liebenden
Beziehung sein, dafür steht der Geist als Liebesbotin. Er möchte
unser Gott, dein Gott und mein Gott. Ein Gott auf Augenhöhe. Ein
Gott auf der Suche nach Mit-Liebenden.
Hermann-Josef
Venetz
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