Was
uns unbedingt angeht ist
eine Wendung, die im letzten Jahrhundert Theologen ins Spiel
brachten, als sie versuchten, über Gott nachzudenken.
Wenn
wir heute nach dem fragen, was uns unbedingt angeht, werfen
wir am besten einen Blick auf unsere Medien. Alle Nachrichten, die
wir über Radio und Fernsehen und Internet x-mal am Tag zu hören und
zu sehen bekommen, reden davon, von dem, was uns unbedingt angeht,
von dem, was uns umtreibt und in Atem hält, eben von Gott: von den
Börsenkursen, von den Milliarden, die verloren gegangen sind
und den Billionen, die zur Rettung und Neuerstarkung der Finanzplätze
benötigt werden.
Das
Gebaren des freien Marktes und die unsichtbare Hand des Gottes
Mammon mag uns zwar ab und zu unberechenbar und unverständlich, ja
brutal erscheinen, doch muss man bedenken: Jeder Gott hat eine
gewisse Unberechenbarkeit, jede Religion hat ihre Geheimnisse und
verlangt entsprechende Opfer.
Für
Gott muss man eben bereit sein, alles herzugeben, auch das, was uns
wichtig ist und unser Überleben sicherstellt: die sozialen
Errungenschaften, den Klimaschutz, den weltweiten Einsatz für die
Hungernden, die Entwicklungshilfe… Aber angesichts des Gottes
Mammon ist all das höchstens zweit- und drittrangig. Suchet
zuerst ein gut funktionierendes Finanzwesen, und alles andere wird
euch hinzugegeben werden.
Mag
sein, dass dieser Glaube in letzter Zeit etwas in die Krise geraten
ist, aber auch das gehört zum Glauben und zu jeder Religion. Die
Welt hat immer wieder aus der Krise herausgefunden und sie wird auch
aus dieser Krise herausfinden, wenn sie dem Mammon freie Hand lässt,
wenn sie sich dem, was uns unbedingt angeht, ganz öffnet.
Vielleicht
sollten wir über Gott
einmal gründlich nachdenken.
Hermann-Josef Venetz
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