Bei
euch soll es nicht so sein
(Markus
10,43)
Für
Menschen ist es wichtig, in klaren Strukturen zu leben. Zu diesen
Strukturen gehört, dass die einen oben, die anderen unten sind. Vor
allem ist es schön, oben zu sein und andere unter sich zu haben.
Kaum
hatte Jesus die Gruppe der Jüngerinnen und Jünger bestellt,
stritten sie auch schon untereinander, wer unter ihnen der Erste sei.
Jesus
reagiert wir folgt: Die Herrscher der Völker unterdrücken ihre
Leute und lassen sie ihre Macht spüren. Bei euch soll es nicht so
sein! Wer von euch der Erste sein will, soll den anderen dienen...
Jesus
propagierte den Umsturz. Dabei sah er sich in der guten Tradition der
Seherinnen und Propheten des Gottes Israels, der die Mächtigen vom
Thron stürzt und die Reichen mit leeren Händen fortschickt, der
andererseits die Unterdrückten aufrichtet und den Hungernden zu
essen gibt (Lukas 2,51-53). Das ist die „Hierarchie“, die
„heilige Ordnung“, wie sie gemeint ist.
Die
Jünger hätten es gern hingenommen, in Jesus den Ersten zu sehen.
Aber nicht einmal dazu bot er Hand. Ich bin in eurer Mitte der, der
dient (Lukas 22,27). Als er dies dadurch unterstrich, dass er ihnen
die Füsse wusch, protestierte Petrus heftig (Johannes 13,8). Wenn
das Beispiel Jesu Schule macht, weiss man ja nicht mehr, was oben und
was unten ist. Ganz abgesehen davon, dass Petrus seine eigenen Felle
– Erster der Gruppe zu sein – wegschwimmen sah...
Hermann-Josef
Venetz
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