Verkannte
Freudenboten
(Jesaja
52,7; 53,8)
In
Israel – wie sicher auch sonst wo – gab es Propheten und
Propheten. Die einen waren gut bezahlte Beamte, Sprachrohre der
Machthaber, PR-Leute und Werbetexter. Die anderen waren von Gott
gerufen. Meist nur widerwillig folgten sie seinem Ruf. Echte
Propheten waren und sind eben vielfach Unheil-Propheten. Sie wurden
und werden meist mundtot gemacht, verhaftet, umgebracht.
Aber
dann kam einmal einer – es war gegen Ende des Babylonischen Exils,
so in den 50-er Jahren des 6. Jahrhunderts vor Christus –, der
verkündete im Namen des Namenlosen nicht Unheil, sondern Frieden.
Ein richtiger Freudenbote. Er verkündete Gottes Kommen und die
baldige Befreiung des Volkes, die endliche Rückkehr in das
verheissene Land. Viele freilich konnten in der politischen
und sozialen Situation, in der sie lebten, keine Anzeichen Gottes,
keine Anzeichen von Heil und Frieden sehen. Verständlich: wir hören
ja auch nicht gern von der grossen Wende, wenn wir doch gerade dabei
sind, uns einzurichten und anzupassen und zu geniessen.
Der
Prophet insistiert: Gott kann etwas ganz Neues machen; er wird
euch nicht auf eure Vergangenheit festnageln; er ist ganz anders als
ihr denkt.
Es
nützte alles nichts. Für die gescheiten Skeptiker kam eine Wende
ungelegen; sie haben den Freudenboten umgebracht.
Hermann-Josef
Venetz
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