Die
Bibel – Tummelplatz des Betens
Die
ganze Bibel, das Alte wie das Neue Testament, ist immer beides: Anruf
und Antwort. Wenn in der Bibel Gott zu Sprache kommt, ist das
keineswegs eine Ein-Weg-Kommunikation und schon gar nicht eintönig.
Er ist er nicht einfach Befehlshaber und Gesetzgeber. Viel öfter ist
er der, der bittet und liebevoll zuredet, der ermuntert und ermutigt,
der befreit und einlädt, der fragt und anklagt und droht – wie
soll denn die Bibel anders von Gott reden als auf ‚menschliche
Art’, und ‚in Bildern und Gleichnissen’?
Eben
so oft wenn nicht öfters kommen in der Bibel Menschen zu Wort; sie
ant-worten auf die Bitten und Anklagen und Einladungen und Drohungen
Gottes. Und diese Antworten könnten vielfältiger nicht sein: jubeln
und loben, preisen und danken, klagen und schimpfen, fluchen und
lachen, fragen und weinen und schweigen...
Tatsächlich:
Wenn wir die Bibel öffnen, geraten wir in einen permanenten Dialog
zwischen Gott und den Menschen, und sobald wir in der Bibel zu lesen
beginnen, treten wir in diesen Dialog ein, in den Dialog mit Gott,
der uns anruft, in Frage stellt, verständnisvoll zunickt, schweigt,
schmollt, lächelt... Dabei sind wir nicht allein; mit uns und bei
uns sind unsere Glaubensmütter und Glaubensväter, mit denen
zusammen wir auf Gott hören und ihm zu antworten versuchen: der
Vater Abraham, die Mutter Sara, der Fürbitter Mose, die Pauken
schlagende Mirjam, der tanzende David, der drohende Jeremia, der
klagenden Ijob, die jubelnde Maria, die salbende Sünderin...
‚Beten
mit der Bibel’ heisst: dabei sein,
hören, mitreden, mitspielen…
Hermann-Josef
Venetz
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