Der Evangelist Matthäus erzählt, dass nach der Geburt Jesu Weise aus dem Morgenland nach Jerusalem gekommen sind mit der Frage: Wo ist der neugeborene König der Juden? (Matthäus 2,2) Verständlich, dass sie in Jerusalem danach fragten, war Jerusalem doch das Zentrum des jüdischen Glaubens, die heilige Stadt. Der Stern, dem sie folgten, wies allerdings in eine ganz andere Richtung: Bethlehem.
Vor mehreren hundert Jahren schickte Gott den Propheten Samuel nach
Bethlehem, einen damals ziemlich unbedeutenden Ort. Dort sollte er
einen der Söhne Isais zum König salben. Samuel machte sich auf,
auch wenn er nicht wusste, wer von den Söhnen es sein sollte. Isai
stellte ihm einen nach dem anderen vor. Einer stattlicher und
imponierender als der andere, und bei jedem dachte sich Samuel: Das
muss er sein! Und jedes Mal sagte ihm Gottes Stimme: Nicht den
habe ich erwählt; sieh nicht auf sein Aussehen und seine stattliche
Gestalt; Gott sieht nämlich nicht auf das, worauf Menschen sehen.
Menschen sehen das, was sie vor Augen haben, Gott aber sieht das
Herz.
Schliesslich liess Isai den Jüngsten kommen, der auf dem
Feld die Schafe hütete und eigentlich noch gar nicht zählte.
Ausgerechnet diesen salbte der Prophet zum König (vgl. 1 Samuel
16,1-13). Samuel hatte nicht damit gerechnet, dass Gott auf der Seite
derer steht, die für die Menschen gar nicht zählen, auf der Seite
derer, die zu gering, zu unscheinbar, zu unbed eutend sind.
An
einer späteren Stelle des Evangeliums wird berichtet, dass Jesus
tatsächlich in Jerusalem als König einzog. Er kam nicht hoch zu
Ross, sondern ritt auf einem Eselsfüllen.
Hermann-Josef
Venetz
Taize
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