Der Einspruch
der Propheten: Gott ist doch euer König, konnte nicht
befriedigen. Dieser Gott, von dem wir nicht einmal ein Bild haben,
nicht einmal den Namen wissen, der keine Armee, keinen Beamtenstab
und kein Harem hat, soll König sein?
Wie der Wunsch
nach einem König zu deuten ist, hat Gott durchschaut und er teilte
es dem Propheten Samuel mit: Nicht dich haben sie verworfen,
sondern mich: Ich soll nicht mehr ihr König sein.
Aus der
Geschichte Israels wissen wir, dass das Königtum kläglich
gescheitert ist: 722 v.Chr. ist das Nordreich, 587 das Südreich
untergegangen; die Könige wurden gefangen genommen und deportiert.
Der Ruf nach
einem König wird immer wieder laut. Zwar passt in unsere Schweiz ein
»König« nicht besonders gut, aber so etwas wie ein »starker Mann«
oder eine »starke Frau« käme uns ab und zu doch sehr gelegen.
In den
Evangelien heisst es von Jesus von Nazaret, er sei ein König. Aber
wie? Wenn die Evangelisten von Jesus als einem König sprechen,
führen sie ihre Leserinnen und Leser entweder vor den ärmlichen
Futtertrog, in dem ein obdachloses Kind liegt (Lukas 2,1-14), oder
vor das Kreuz, an dem ein junger Mann den Sklaventod stirbt (Markus
15,23-32), oder vor die Scharen von Hungernden, Dürstenden, Nackten,
Gefangenen, Fremden, mit denen sich der König Jesus identifiziert
(Matthäus 25,31-46).
Hermann-Josef
Venetz.
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