Antiochia
In
der Apostelgeschichte 13,1-3 lesen wir folgende Notiz:
In
der Gemeinde zu Antiochia gab es Propheten und Lehrer: Barnabas und
Simeon, genannt Niger, Luzius von Kyrene, Manaën, ein Jugendgefährte
des Tetrarchen Herodes, und Saulus.
Als
sie einmal Gottesdienst feierten und fasteten, sprach der Heilige
Geist: Wählt mir Barnabas und Saulus zu dem Werk aus, zu dem ich sie
mir berufen habe. Darauf fasteten und beteten sie, legten ihnen
die Hände auf und ließen sie ziehen.
Das
syrische Antiochia, von dem hier die Rede ist, war damals nach Rom
und Alexandria die drittgrösste Stadt des Römischen Reiches. Bunt
war die Stadt mit den vielen Zugewanderten aus allen Ländern und
Kulturen. Wirtschaftlich blühend war sie, wobei die vielen Armen
nicht zu übersehen waren.
Ähnlich
bunt wie die Stadt war auch die christliche Gemeinde, die hier im
Umfeld der jüdischen Synagoge entstand. Aus der obigen Notiz lässt
sich das gut entnehmen: Barnabas war ein Levit aus Zypern, der Jude
Simeon muss als Schwarzer irgendwo aus Nordafrika gebürtig gewesen
sein, Lucius stammte aus Kyrene, Manaën war ein Jugendgefährte des
Tetrarchen Herodes, Saulus stammte aus Tarsus und war in Jerusalem
der Bewegung der Pharisäer beigetreten. Das heisst, wir haben es
hier mit einer völker- und kulturübergreifenden Gemeinde zu tun.
Und
als solche trat sie auch in Erscheinung. Das Evangelium von Jesus,
dem Messias sollte nicht nur Jüdinnen und Juden verkündet werden,
sondern unterschiedslos allen Menschen, und alle Menschen sollten
auch unterschiedslos in der Gemeinde Platz finden. Zu diesem Werk
beauftragte die Gemeinde Barnabas und Saulus. Kirche darf
ihrer Überzeugung nach nicht eine heimelige Nische sein, in der man
sich wohl fühlt und wo man nett ist zueinander. Kirche steht vor
allem für die entschränkte Liebe Gottes. Sie gilt allen, den
Nächsten wie den Fernsten. Entschränkend ist sie und
grenzüberschreitend und allumfassend. Das gilt auch für die heutige
Kirche. Auch für die Kirche hier in der Schweiz.
Hermann-Josef
Venetz
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