Die Tatsache
dass hier und dort wieder die lateinisch-tridentinische Messe gefeiert und dazu
in Zeitungen auch eingeladen wird, charakterisiert den heutigen Gesamttrend der
römisch-katholischen Kirche. Zur Erinnerung: Vor dem 2. Vatikanischen Konzil
(1962-65) hatten die Eucharistiefeiern (Messen) in den römisch-katholischen
Kirchen überall das gleiche Gesicht. Der eigentlich Feiernde war der Priester; er stand mit dem Rücken gegen
das Volk; die Sprache war latein mit Ausnahme des Evangeliums und der Predigt.
Wer heute für
die vorkonziliare Messe plädiert, muss alle möglichen Begründungen aus der
Mottenkiste herausholen: Die Gebetsrichtung müsse für alle die nach Osten sein,
»zur aufgehenden Sonne hin als dem Symbol für den auferstandenen Herrn« – als ob der auferstandene Herr in Richtung
Sonne zu suchen sei und nicht eher in Richtung der mitfeiernden Gemeinde, von
der Paulus sagt, sie sei der leibhafte Messias (vgl. 1 Kor 12). Und als ob das
Reich Gottes, das es zu suchen gilt, im Osten zu finden sei und nicht viel mehr
»mitten unter euch«, wie Jesus im Lukasevangelium sagt (vgl. Lk 17,21).
Wer dem Volk den
Rücken kehrt und eine Sprache spricht, die niemand versteht, missachtet es.
Damit geht die
bewusste Entmündigung einher. „Die
Kommunion“ – so heisst es in der Einladung zur lateinisch-tridentinischen Messe
weiter – „wird kniend auf den Mund empfangen“, wie man eben kleinen Kindern den
Brei einlöffelt. Dabei sollen sie sich erst noch »freuen… über die Vielfalt,
die uns die Liturgie bietet… „So weit kommt es noch: dass wir uns über den
herablassenden Umgang des Klerus mit
den Laien freuen sollen. Und dann
heisst es schönrednerisch: „… die Messe soll die Menschen einen und nicht
spalten. Es ist genau die Einheit, die man sich in klerikalen Kreisen wünscht:
schweigen, gehorchen, sich ducken.
Und das soll
Kirche sein?
Hermann-Josef Venetz
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