- es gebe
keine Prozessionen mehr;
- in den
Familien werde nicht mehr gebetet;
- die
Wegkreuze würden verschwinden;
- die
Sexualmoral werde unterlaufen;
- den
kirchlichen Vorgesetzten werde nicht mehr gehorcht;
- über den
Papst werde respektlos gesprochen...
»Entchristlicht«
sei unser Land, unser Volk, unsere Zeit; das bedeutet doch, dass Land
und Volk und Zeit einmal christlich waren.
***
Ja, die gute,
alte, ach so christliche Zeit!
Dabei wissen
wir doch von unseren Vorfahren:
- dass ledige
Frauen, die ein Kind erwarteten, von ihren ach so frommen Familien
verstossen wurden und das Dorf verlassen mussten;
- dass sich
Bauern während der Sonntagspredigt über den Marktpreis ihrer Kühe
einigten;
- dass nach
dem abendlichen Gottesdienst die Männer über ihre Ehefrauen
herfielen und dass Vergewaltigungen Kavaliersdelikte waren;
- dass
ausgerechnet jene »besseren Leute«, die die Kleinen ausnutzten und
ihnen den gerechten Lohn vorenthielten – übrigens eine
»himmelschreiende Sünde«, wie sie gelernt hatten –, bei
Prozessionen den Ehrenplatz hinter dem Allerheiligsten innehatten...
***
»Entchristlicht«
sei unser Land, unser Volk, unsere Zeit; und allenthalben versucht
man zu re-christianisieren, neu-zu-evangelisieren, was ja nicht erst
heute wieder nötig wäre, sondern immer schon nottat, nur dass heute
mit Prozessionen, feierlichen Gottesdiensten und kirchlichen
Grossanlässen über all diese Verlogenheiten nicht mehr
hinwegzutäuschen ist.
Neuansätze
echter Verchristlichung sehe ich beispielsweise in den verschiedenen
Aufständen, die hier und dort geprobt werden:
- der
Aufstand gegen die Abzockerei;
- der
Aufstand gegen den mörderischen Strassenverkehr;
- der
Aufstand gegen die Lohnungleichheiten;
- der
Aufstand gegen den Leistungsdruck in Schule und Betrieb;
- der
Aufstand gegen ein Wirtschaftssystem, in dem die Reichen immer
reicher, die Armen immer ärmer werden;
- der
Aufstand gegen die Ausfuhr von Kriegsmaterial…
Der Beispiele
gäbe es mehr. Aber wer denkt schon an diese Aufstände, wenn es doch
um mehr »Christlichkeit« geht?
Hermann-Josef Venetz
Chapeau Herr Venetz und Dank für das tapfere Aussprechen der Wahrheit. Dass Sie damit in der römisch-katholischen Klerikalhierarchie kaum einen Blumentopf gewinnen können, dürfte einem Klarsichtigen wie Ihnen nicht entgangen sein;aber ich glaube, das wollen Sie eher weniger, deswegen nochmal Dank und ein vergelt's Gott!
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