Die
junge Kirche und ihr Gottesdienst
Maximino Barrezo
Jesus
selbst hatte gegenüber der Liturgie eine ambivalente Haltung;
vergleiche dazu den vorausgehenden Beitrag. Es braucht uns also nicht
zu erstaunen, wenn wir diese etwas verwirrende Haltung auch in den
jungen christlichen Gemeinden wiederfinden.
1.
Die Apostelgeschichte berichtet uns wie selbstverständlich, dass die
Jerusalemer Christinnen und Christen täglich im Tempel weilten
(2,46), dass die Apostel Petrus und Johannes zum Gebet der neunten
Stunde zum Tempel hinaufstiegen (3,1), dass Paulus und seine
Begleiter am Sabbat die Synagogen aufsuchten (18,4 u.ö.) usw.
2.
Andererseits finden wir aber – ganz im Gefolge Jesu – auch
kultkritische Bemerkungen in christlichen Kreisen. Der Evangelist
Matthäus legt Jesus zweimal (!) das Prophetenwort aus Hosea 6,6 in
den Mund: Ich will nicht, dass ihr mir Opfer bringt, sondern dass
ihr barmherzig seid (Matthäus 9,13; 12,7). Paulus
(1.Korintherbrief 10,1-5) und Johannes (4,23; 6,63)
mussten allem Anschein nach Haltungen kritisieren, die die Teilnahme
am Sakrament auch schon als sichere Teilnahme am Heil deuteten.
3.
Dann wiederum kann man feststellen, dass die jungen Gemeinden, was
die Gestaltung ihrer Gottesdienste anbelangt, ziemlich frei
vorgegangen sind, wie das ein Blick nach Korinth (1. Korintherbrief
14) zeigt oder ein Blick in jene Gemeinden, denen Jakobus empfiehlt,
dass der Kranke die Presbyter zu sich rufen solle, damit sie über
ihn beten und ihn mit Öl salben sollen (5,13-16). Das grosse
Liedgut, das wir in den verschiedenen Briefen des Paulus und in der
Offenbarung des Johannes finden, zeugt von einer lebendigen
Kreativität, mit welcher die ersten Christinnen und Christen Hymnen
und Gesänge gedichtet und komponiert haben, die ihren Ort in der
Liturgie hatten.
All
diese Feststellungen mögen verwirrend sein und erklären vielleicht
auch unsere heutige Hilflosigkeit gegenüber dem Liturgischen. Aber
hat dieses Verwirrende nicht mit unserem Glauben selbst zu tun, den
wir in unseren Gottesdiensten feiern? Sooft ihr dieses Brot esst
und den Kelch trinkt, verkündet ihr den Tod des Herrn, bis er kommt
(1. Korinther 11,26).
Ist
es denn nicht in sich verwirrend, den Tod des Herrn zu feiern
...?
Hermann-Josef
Venetz
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