jeudi 8 octobre 2015

Bibel und Liturgie (2)

Die junge Kirche und ihr Gottesdienst 

Maximino Barrezo
 

Jesus selbst hatte gegenüber der Liturgie eine ambivalente Haltung; vergleiche dazu den vorausgehenden Beitrag. Es braucht uns also nicht zu erstaunen, wenn wir diese etwas verwirrende Haltung auch in den jungen christlichen Gemeinden wiederfinden.
1. Die Apostelgeschichte berichtet uns wie selbstverständlich, dass die Jerusalemer Christinnen und Christen täglich im Tempel weilten (2,46), dass die Apostel Petrus und Johannes zum Gebet der neunten Stunde zum Tempel hinaufstiegen (3,1), dass Paulus und seine Begleiter am Sabbat die Synagogen aufsuchten (18,4 u.ö.) usw.
2. Andererseits finden wir aber – ganz im Gefolge Jesu – auch kultkritische Bemerkungen in christlichen Kreisen. Der Evangelist Matthäus legt Jesus zweimal (!) das Prophetenwort aus Hosea 6,6 in den Mund: Ich will nicht, dass ihr mir Opfer bringt, sondern dass ihr barmherzig seid (Matthäus 9,13; 12,7). Paulus (1.Korintherbrief  10,1-5) und Johannes  (4,23; 6,63) mussten allem Anschein nach Haltungen kritisieren, die die Teilnahme am Sakrament auch schon als sichere Teilnahme am Heil deuteten. 
3. Dann wiederum kann man feststellen, dass die jungen Gemeinden, was die Gestaltung ihrer Gottesdienste anbelangt, ziemlich frei vorgegangen sind, wie das ein Blick nach Korinth (1. Korintherbrief 14) zeigt oder ein Blick in jene Gemeinden, denen Jakobus empfiehlt, dass der Kranke die Presbyter zu sich rufen solle, damit sie über ihn beten und ihn mit Öl salben sollen (5,13-16). Das grosse Liedgut, das wir in den verschiedenen Briefen des Paulus und in der Offenbarung des Johannes finden, zeugt von einer lebendigen Kreativität, mit welcher die ersten Christinnen und Christen Hymnen und Gesänge gedichtet und komponiert haben, die ihren Ort in der Liturgie hatten.
All diese Feststellungen mögen verwirrend sein und erklären vielleicht auch unsere heutige Hilflosigkeit gegenüber dem Liturgischen. Aber hat dieses Verwirrende nicht mit unserem Glauben selbst zu tun, den wir in unseren Gottesdiensten feiern? Sooft ihr dieses Brot esst und den Kelch trinkt, verkündet ihr den Tod des Herrn, bis er kommt (1. Korinther 11,26).
Ist es denn nicht in sich verwirrend, den Tod des Herrn zu feiern ...?
Hermann-Josef Venetz

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