Glaube
als Trotz ?
Zvi
Kolitz (1912-2002)
war ein aus Litauen
stammender jüdischer Schriftsteller
und Journalist.
Zur Zeit er Judenvernichtung während des 2. Weltkrieges trieb ihn
vor allem die Frage um, ob und wie der Mensch trotz Verfolgung und
Leid an Gott
glauben kann. Die gekürzte Fassung seines Textes » Monolog Jossel
Rakovers « ist auf verschiedenen Wegen zu uns
gekommen.
Mein
Rabbi hat mir oft eine Geschichte erzählt von einem Juden, der mit
Frau und Kind der spanischen Inquisition entflohen ist und über das
stürmische Meer in einem kleinen Boot zu einer steinigen Insel
trieb. Es kam ein Blitz und erschlug die Frau. Es kam ein Sturm und
schleuderte sein Kind ins Meer. Allein, elend, nackt, geschlagen vom
Sturm und geängstigt von Donner und Blitz, ging der Jude seinen Weg
auf der wüsten Felseninsel mit erhobenen Händen weiter und rief:
‚Gott
Israels, ich bin hierher geflohen, um dir ungestört dienen zu
können, um deine Gebote zu erfüllen und deinen Namen zu heiligen.
Du aber hast alles getan, damit ich nicht an dich glaube. Solltest du
meinen, es wird dir gelingen, mich von meinem Weg abzubringen, so
sage ich dir: Mein Gott und Gott meiner Väter, es wird dir nicht
gelingen! Du kannst mich schlagen, mir das Beste und Teuerste nehmen,
das ich auf der Welt habe; du kannst mich zu Tode peinigen – ich
werde immer an dich glauben. Ich werde dich immer liebhaben – immer
– dir selbst zum Trotz!
Höre,
Israel, der Ewige ist unser Gott, der Ewige ist einer und einzig!’
Hermann-Josef
Venetz
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