Du
sollst ein Segen sein …
so lautet der Auftrag
des Ewigen, als er Abraham berief, um ihn zu einem grossen Volk zu
machen. Durch Abraham sollen alle Geschlechter der
Erde gesegnet sein (Genesis 12).
Zu Beginn des
Matthäusevangeliums steht die Liste der Generationen – von Abraham
bis David, von David bis zum Exil, vom Exil bis zum Messias Jesus –
und der Segen Abrahams geht durch all diese Generationen hindurch
(Matthäus 1).
Mit dem Messias Jesus
hat dieser Segen keineswegs zu fliessen aufgehört – im Gegenteil!
Er sieht in der verachteten und wohl darum gekrümmten Frau in der
Synagoge eine Tochter Abrahams (Lukas 13). Als er beim reichen
Oberzöllner Zachäus zu Gast war, erklärt er der empörten Menge
sein Verhalten dadurch, dass auch dieser ein Sohn Abrahams
ist (Lukas 19).
Für Paulus gehören
alle, die glauben, zum glaubenden Abraham und werden wie er
gesegnet (Galaterbrief 3,9). Dieser Segen geht durch alle
Geschlechter hindurch bis auf den heutigen Tag, denn alle
Geschlechter der Erde sollen gesegnet sein.
Was ‚Segen’
bedeutet? Wenn ich jemanden segne, wünsche ich ihm oder ihr volles
Leben mit allem, was das besagt: Glück, Freude, Frieden – eben
Leben in Fülle, wie es von Gott stammt und wie es von Gott gewollt
ist. Dieser Segen schliesst niemanden aus, der an das Leben glaubt,
denn dieser Segen ist für alle Geschlechter der Erde
bestimmt. Und alle Menschen sind auch befugt, diesen Segen
weiterzugeben. Es braucht dafür keine Spezialisten. Wer Mitmenschen
den Segen verweigert, verweigert den Segens- und Lebensfluss – und
verweigert sich selbst dem lebenspendenden Gott.
Wenn der Bischof einem
Pfarrer verbietet, ein lesbisches Paar zu segnen, versucht er, den
göttlichen Lebensfluss ins Stocken zu bringen. Das wird – Gott sei
gedankt – nicht gelingen. Auch Proteste und Kirchenaustritte
richten hier nichts aus.
Die Gemeinden möchte
ich ermutigen, selbst den beiden Liebenden beizustehen und sie
segnend zu begleiten, wo immer der Geist sie führt.
Hermann-Josef
Venetz
Aucun commentaire:
Enregistrer un commentaire