Wenn
uns etwas zustösst, fragen wir uns oft, was für eine Lektion uns
Gott erteilen, was für einen Fingerzeig er uns geben will. Es gibt
Menschen, die gar schnell bereit sind, in allem einen
Fingerzeig Gottes sehen.
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Jemand, der mir nahe steht, ist gestorben. – Der Fingerzeig Gottes:
Du hättest mehr nach ihm sehen sollen.
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Heute war ich den ganzen Tag schlecht gelaunt. – Die Lektion, die
Gott mir gibt: Gewöhne dich, abends früher schlafen zu gehen.
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Ein Kollege ist mit einem Herzinfarkt ins Spital eingeliefert worden.
– Ein Fingerzeig Gottes: So geht es, wenn man seine Grenzen nicht
anerkennen will.
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Der abendliche Spaziergang im Wald hat mir gut getan. – Die Lektion
Gottes: Erlaube dir öfters solche Spaziergänge
-
Heute hätte ich mit meinem Wagen um ein Haar einen bösen Unfall
gebaut.
– Der Hinweis Gottes: Musst du denn für alles den Wagen
benutzen?
Der
Beispiele gibt es mehr. Nur: Sind das alles Fingerzeige oder Hinweise
Gottes? Sehen wir zu.
Es
sind doch samt und sonders Hinweise, auf die ich selber auch kommen
könnte. Sie sagen nichts, was mir nicht schon längst bekannt wäre.
Das heisst: Ich projiziere die ‚Lektionen’, die ich mir selber
gebe, in Gott hinein und lasse mir durch ihn meine eigenen Lektionen
geben.
Wenn
ich weiter diese ‚Lektionen’ näher betrachte, stelle ich fest,
dass sie durchwegs moralisierender Art sind. Das bedeutet aber auch:
Dadurch dass ich diese Fingerzeige in Gott hineinprojiziere mache ich
aus ihm einen Moralapostel, der mich mit erhobenem Zeigefinger
jeweils an das erinnert, auf das ich schon lange selbst gekommen bin:
-
ich sollte nicht für jede Ortsveränderung den Wagen benutzen…
Rodin
Erteilt
uns Gott also keine Lektionen bei all dem, was uns zustösst? Sagen
wir mal so: nicht in dem Sinn, wie ich es eben getan habe. Und sicher
erhebt er nicht dauernd den drohenden Zeigefinger. Bei allem, was uns
zustösst, sei es an Positivem, sei es an Negativem, will Gott uns
sagen:
Ich
bin bei dir, ich bin mit euch. Das ist seit jeher mein Name:
Ich
bin der Ich-bin-da.
Gott
erteilt keine Lektionen; bei allem, bei wirklich allem, was mir
zustösst, bringt sich Gott bei mir in Erinnerung:
Ich
will, dass du bist und dass du du bist; ich geh mit dir.
Hermann-Josef
Venetz
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