Gegen Ende des so genannten ersten Schöpfungsberichts
der Bibel (Genesis 1,1-2,4a) steht der Satz: Und der Ewige sah
alles, was er gemacht hatte – und es war sehr gut. Es
klingt wie das jubelnde JA des Künstlers, der nach langem intensivem
Planen und Schaffen sein Werk betrachtet und sich darin wiederfindet,
oder wie das AMEN am Schluss eines preisenden Lobgesanges, in dem
alle Register gezogen werden. JA, so ist es gut, genau das, was ich
meinte. AMEN, so sei es und so soll es sich weiter entfalten bis zur
Vollendung.
samedi 25 janvier 2014
samedi 18 janvier 2014
Der andere Friede

Die Pax Romana
Die Zeit, in der Lukas schrieb, war die Zeit der römischen Kaiser. Im Weihnachtsevangelium wird Augustus namentlich genannt. Ihm folgten Tiberius, Caligula, Claudius, Nero usw. Namhafte Geschichtsschreiber nannten diese Zeit der Kaiser die glücklichsten Jahre Roms. In der Tat stand das Römische Reich damals in unvergleichlichem Glanz. Die Leute hatten alle zu essen. Wer tüchtig war, konnte arbeiten und vorwärtskommen. Schulen sorgten für eine gute Ausbildung. Neue Städte sprossen aus dem Boden, Fabriken wurden gebaut, Banken und Einkaufsläden blühten. Die starke Armee war überall einsatzbereit und gliederte immer wieder neue Länder und neue Völker dem Römischen Imperium ein.
Und über allem und allen der Kaiser in Rom, das Symbol der Einheit und des Friedens. Zur Zeit des Lukas nannte man ihn: Herr und Retter und Erhabener und Gott. Damit war nicht nur die Person des Kaisers gemeint; das ganze System, der Staat mit allem, was er unter Kontrolle hielt, hatte göttlichen Glanz, und wer sich diesem System widersetzte, widersetzte sich Gott selbst.

- Hilf dir selbst, dann hilft dir Gott.
- Jeder ist sich selbst der Nächste.
- Wer zahlt, befiehlt.
- Wer nicht arbeitet, soll auch nicht essen.
- Das Recht steht auf der Seite des Stärkeren.
- Wer den Frieden will, muss sich auf den Krieg vorbereiten.
Für dieses ‚Reich’ fand man den wunderbaren Namen Pax Romana. Es war der Friede und die Ordnung der Starken und Reichen und Mächtigen. Und wer sich diesem Frieden und dieser Ordnung nicht unterwerfen wollte, wurde als Vaterlandsverräter und als Atheist eingekerkert und sogar hingerichtet.
Das subversive Evangelium
Auf dem Hintergrund des Römischen Friedens hört sich das Weihnachtsevangelium des Lukas äusserst mutig, ja sogar subversiv an. Dem Römischen Frieden stellt das Weihnachtsevangelium einen ganz anderen Frieden gegenüber:
- Es ist nicht der Friede militärischer Macht, sondern der Friede der ohnmächtigen Liebe.
- Es ist nicht der Friede wirtschaftlicher Unterdrückung, sondern der Friede der Partnerschaft.
- Es ist nicht der Friede des Reichtums und des Luxus, sondern der Friede der Solidarität und des Teilens.
- Es ist nicht der Friede der Überlegenheit, sondern der Friede der Gerechtigkeit.
- Es ist nicht der Friede des Befehls und des blinden Gehorsams, sondern der Friede des Gesprächs.
- Und nicht der Kaiser in Rom ist der Retter und Herr, sondern...
Die Weihnachtsbotschaft war in der damaligen Zeit eine sehr gefährliche Botschaft. Es erstaunt darum nicht, dass der Träger dieser Botschaft, Jesus von Nazaret, als Unruhestifter hingerichtet wurde und dass seine Jüngerinnen und Jünger verfolgt wurden.

Weihnachten bedeutet nämlich dieses: Nicht Reichtum und Wirtschaftswachstum um jeden Preis und auch nicht die Armee werden den Frieden sichern, sondern das Teilen, das Eintreten für die Armen und Entrechteten und das gegenseitige Vertrauen.
Hermann-Josef Venetz
samedi 11 janvier 2014
Fingerzeige Gottes?
Wenn
uns etwas zustösst, fragen wir uns oft, was für eine Lektion uns
Gott erteilen, was für einen Fingerzeig er uns geben will. Es gibt
Menschen, die gar schnell bereit sind, in allem einen
Fingerzeig Gottes sehen.
-
Jemand, der mir nahe steht, ist gestorben. – Der Fingerzeig Gottes:
Du hättest mehr nach ihm sehen sollen.
-
Heute war ich den ganzen Tag schlecht gelaunt. – Die Lektion, die
Gott mir gibt: Gewöhne dich, abends früher schlafen zu gehen.
-
Ein Kollege ist mit einem Herzinfarkt ins Spital eingeliefert worden.
– Ein Fingerzeig Gottes: So geht es, wenn man seine Grenzen nicht
anerkennen will.
-
Der abendliche Spaziergang im Wald hat mir gut getan. – Die Lektion
Gottes: Erlaube dir öfters solche Spaziergänge
-
Heute hätte ich mit meinem Wagen um ein Haar einen bösen Unfall
gebaut.
– Der Hinweis Gottes: Musst du denn für alles den Wagen
benutzen?
Der
Beispiele gibt es mehr. Nur: Sind das alles Fingerzeige oder Hinweise
Gottes? Sehen wir zu.
Es
sind doch samt und sonders Hinweise, auf die ich selber auch kommen
könnte. Sie sagen nichts, was mir nicht schon längst bekannt wäre.
Das heisst: Ich projiziere die ‚Lektionen’, die ich mir selber
gebe, in Gott hinein und lasse mir durch ihn meine eigenen Lektionen
geben.
Wenn
ich weiter diese ‚Lektionen’ näher betrachte, stelle ich fest,
dass sie durchwegs moralisierender Art sind. Das bedeutet aber auch:
Dadurch dass ich diese Fingerzeige in Gott hineinprojiziere mache ich
aus ihm einen Moralapostel, der mich mit erhobenem Zeigefinger
jeweils an das erinnert, auf das ich schon lange selbst gekommen bin:
-
ich sollte nicht für jede Ortsveränderung den Wagen benutzen…
Rodin
Erteilt
uns Gott also keine Lektionen bei all dem, was uns zustösst? Sagen
wir mal so: nicht in dem Sinn, wie ich es eben getan habe. Und sicher
erhebt er nicht dauernd den drohenden Zeigefinger. Bei allem, was uns
zustösst, sei es an Positivem, sei es an Negativem, will Gott uns
sagen:
Ich
bin bei dir, ich bin mit euch. Das ist seit jeher mein Name:
Ich
bin der Ich-bin-da.
Gott
erteilt keine Lektionen; bei allem, bei wirklich allem, was mir
zustösst, bringt sich Gott bei mir in Erinnerung:
Ich
will, dass du bist und dass du du bist; ich geh mit dir.
Hermann-Josef
Venetz
samedi 4 janvier 2014
Gott als Sklave
In
jüdischen Bibelkommentaren wird zur Bestätigung der Aussagen, die
der Verfasser macht, jeweils eine Stelle aus der Bibel selbst
gesucht.
In
einem dieser Kommentare wird Gott mit einem Menschen verglichen, der
sich einen Sklaven kauft. So erwarb sich Gott das Volk Israel, denn
– so heisst es in Levitikus 25,55 – mir gehören die
Kinder Israels als Sklaven. Aber statt dass sie für Gott
Sklavendienste verrichten, tut es Gott für sie. Das wird an mehreren
Beispielen aufgezeigt.
-
Bei den Menschen ist es so, dass der Sklave seinem Herrn die Füsse
wäscht; aber bei Gott verhält es sich nicht so; im Buch Ezechiel
(16,9) sagt Gott zu seinem Volk: Und ich habe dich mit Wasser
gewaschen.
-
Bei den Menschen ist es so, dass der Sklave seinen Herrn ankleidet;
aber bei Gott verhält es sich ganz anders; im Buch Ezechiel (16,10)
sagt Gott zu seinem Volk: Und ich habe dich mit buntgewirktem
Stoff bekleidet.
-
Bei den Menschen ist es so, dass der Sklave seinem Herrn die Schuhe
anzieht; aber bei Gott verhält es sich nicht so; im Buch Ezechiel
(16,10) sagt nämlich Gott zu seinem Volk: Und ich habe dir Schuhe
aus weichem Leder angezogen.
-
Bei den Menschen ist es so, dass der Sklave seinen Herrn trägt; aber
bei Gott verhält es sich gerade umgekehrt; im Buch Exodus (19,4)
sagt nämlich Gott zu seinem Volk: Und ich habe euch auf
Adlerflügel getragen.
-
Bei den Menschen ist es so, dass der Herr schläft und der Sklave bei
ihm wacht; aber bei Gott verhält es sich anders herum; Psalm 121,4
sagt nämlich: Nicht schlummert noch schläft der Wächter
Israels.
Sollten
wir unser Verhältnis zu Gott nicht einmal neu überdenken?
Hermann-Josef
Venetz
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