Die Geschichte ist uns
bereits in unseren Schulbibeln in sehr einprägsamen Bildern vor Augen geführt
worden. Israel musste sich gegen die stark bewaffneten Amalekiter zur Wehr
setzen. Mit der Kriegsführung auf Seiten der Israeliten wurde Josua beauftragt.
Mose hatte anderes zu tun. Er ging auf den Berg und erhob seine Arme. Der
Erzähler berichtet: Solange Mose seine
Arme erhob, behielten die Israeliten die Oberhand; wenn aber Mose die Arme
sinken liess, gewannen die Amalekiter die Oberhand. Als Mose die Arme zu
schwer wurden, brachten Aaron und Hur einen Stein, damit Mose sich draufsetzen
konnte; dann stützten sie seine Arme, der eine auf dieser, der andere auf der
anderen Seite. So blieben seine Arme erhoben bis zum Sonnenuntergang. Und Josua besiegte die Amalekiter...
(Exodus 17)
Die Geschichte will zeigen,
was unablässiges Gebet vermag – so wurden wir gelehrt. Und das ist wohl richtig
so. Ob das aber alles ist, was uns diese Geschichte sagen will? Vom Beten ist
in unserer Erzählung eigentlich nicht die Rede. Gott selber kommt erst am
Schluss der Erzählung vor, wenn er Mose den Auftrag gibt dieses in ein Buch zu schreiben.
Die Erzählung liegt in der
Linie anderer Erzählungen im Alten Testament, nach welchen das Gewaltmonopol
nicht bei den Menschen liegt, auch nicht bei den Heeren und Königen, auch nicht
bei heiligen Männern wie Mose. Das Gewaltmonopol liegt einzig und allein bei
Gott – das möchten die Erzählungen uns nahebringen.
Und das ist wohl auch der
Grund, warum uns der Gott des Alten Testamentes hie und da so blutrünstig und
gewalttätig vorkommt. Es ist, als ob er sagen würde: Es ist mir lieber, ich
werde von den Menschen als blutrünstig und gewalttätig hingestellt, als dass
sie einander umbringen. Der Krieg darf nie ein Mittel der Politik werden. Und
wenn wir meinen, es gehe doch nicht anders, sollen gerade die Verantwortlichen
es damit versuchen, die (unbewaffneten) Arme zu erheben; und wir sollen sie
dabei unterstützen.
Bevor wir militärische
Interventionen der UNO oder der EU oder der NATO in bürgerkriegsbedrohten
Gegenden wie Syrien und wo auch immer gutheissen oder gar bejubeln, sollten wir
uns fragen, ob es denn richtig ist, Gott das Gewaltmonopol zu entreissen – noch
nie haben Menschen damit gute Erfahrungen gemacht! – und ob unsere Arme lange
genug erhoben waren.
Hermann-Josef
Venetz
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