An den Sonntagen nach Ostern wird in manchen
unserer Gemeinden erste heilige Kommunion gefeiert. Für viele der Kleinen »der
schönste Tag des Lebens«. Für viele Erwachsene ein Tag der Nostalgie und des
schlechten Gewissens. Sie erinnern sich an die Zeiten ihrer Jugend mit dem
unverbrauchten, unschuldigen Glauben, zu dem sie heute – wie sie meinen – nicht
mehr fähig sind.
Sie sollen sich von ihren Zweifeln nicht entmutigen
lassen.
Zur Kommunion gehören auch die wunderschönen
Geschichten, die bei den Gottesdiensten erzählt werden. Vom Volk in der Wüste,
das in seinem Hunger mit Manna gespeist wurde. Von der armen Witwe in Sarepta,
zu der der Prophet geschickt wurde, um sie vom Hungertod zu bewahren. Von der
Entschiedenheit der Gesetzgeber, für die das grösste Verbrechen darin bestand,
dass die Reichen den Armen das Brot vorenthalten. Von Jesus von Nazaret, der
nicht gekommen ist, damit man ihn verehre, sondern damit er sein Leben teile
mit den Hungernden und Aussätzigen und Verachteten und Zweifelnden.
Vor seinem Leiden und Sterben – gewissermassen als
Testament – hielt er mit den Seinen Mahl. Er nahm das Brot, dankte Gott,
brach das Brot und reichte es ihnen… Seither ist das Brotbrechen, das
Teilen des Brotes, das bedeutendste Merkmal der Anhängerinnen und Anhänger des
Messias Jesus. Zeichen auch für das Kommen Gottes.
Nicht zur Verehrung ist uns das Brot gegeben,
sondern zur Nahrung – und zum Teilen mit denen, die Hunger haben. Nicht die
Wandlung des Brotes steht im Mittelpunkt, sondern die Wandlung unseres Lebens,
die Wandlung unserer Gesellschaft. Nicht in der Hostie werden wir Gott finden,
sondern in der Solidarität mit den Ärmsten. Diesen Weg des Teilens müssen wir
jeden Tag von neuem unter die Füsse nehmen. Es ist der Weg in die Freiheit –
für die Hungernden und zugleich für uns, die Satten.
Hermann-Josef Venetz
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