Hermann,
der spätere Prämonstratenser Mönch in Steinfeld, erhielt wegen
seiner Marienmystik von seinen Mitbrüdern den Beinamen Josef.
Berühmt geworden ist er aber hauptsächlich wegen des Apfels, den er
der Gottesmutter geschenkt, und weniger wegen des Hymnus, den er ihr
zu Ehren gedichtet hat.
Ein
Apfel zum Hineinbeissen: So stelle ich mir echte Frömmigkeit und
gute Theologie vor: konkret, nahrhaft, echt, frisch, knackig – eben
zum Hineinbeissen. So ganz anders als manche in unserer Kirche
üblichen Frömmigkeitszeichen, die jeder Sinnlichkeit beraubt
wurden: Hostien, die nach gar nichts schmecken und auf der Zunge
zergehen, bevor man zu kauen versucht; ein goldene Kelch, an dem man
höchstens nippt – von Wein kaum eine Andeutung; Salbungen, bei
denen vor allem der Wattebausch von Bedeutung ist, mit dem man Spuren
des Öls und der Salbung möglichst schnell wieder entfernen kann;
Fusswaschungen, bei denen nur der Fuss benetzt und
abgetrocknet wird, der vorgängig sorgfältig gereinigt wurde...
Da
lobe ich mir Hermanns Apfel, in den man hineinbeissen kann, wie es
sich gehört. Ich erlaube mir vorzustellen, dass der Heilige
erwartete, dass die Gottesmutter auch wirklich in den Apfel
hineinbeissen wird, wie es sich gehört. Dass ihr wenigstens das
vergönnt ist, nachdem ihr von der offiziellen Theologie her schon
verwehrt war, ihr Kind so zu empfangen und zur Welt zu bringen, wie
es sich gehört hätte…
Hermann-Josef
Venetz
Aucun commentaire:
Enregistrer un commentaire